Wer mich das erste Mal sieht wird feststellen, dass ich eine sehr auffällige Person bin, schon immer war. Ich möchte einfach mal behaupten, dass es an den Genen liegt. Aber weswegen auch immer, es ist so wie es ist.
Ich bin dick!
Da mache ich auch kein Geheimnis draus. Wie auch, man sieht es ja. Ich bin schon immer so gewesen, von Kindesbeinen an. Wenn man ein Foto von meiner Hochzeit sieht, auf denen ich in einer Gruppe Menschen stehe, dann kann man nicht leugnen, dass meine komplette Sippschaft dieses Problem hat.
Nichts desto trotz bin ich ein liebenswerter, aktiver und positiver Mensch. Ich achte immer auf meine Ernährung, mache,soweit es mir möglich ist, Sport und konnte somit im letzten Jahr auch einen kleinen Erfolg verbuchen. 16 Kilo sprechen für sich. Aber das ich dick bin und nicht dem normalen BMI entspreche, das kann man immer noch eindeutig sehen.
Bisher hat mir das nichts ausgemacht. Durch meine Art habe ich schnell Freunde gefunden und man schätzt mich als Mensch.
In den letzten Wochen ist mein Weltbild der Akzeptanz und des Respekts jedoch sehr ins Wanken geraten. Ich habe mit mir gehadert, ob ich es schreiben soll, denn es ist schon sehr privat! Doch ich glaube, dass dieses Thema raus in die Gesellschaft muss, denn einige Individuen der Gesellschaft sind es, die sich respektlos und menschenunwürdig verhalten.
Heute Folge eins meiner Reihe: „Menschen, die nicht der Norm entsprechen!“
Das Ereignis ist schon einige Wochen her. Ich hatte aufgrund meiner Folgeerscheinungen des Bandscheibenvorfalls einen Termin beim Neurologen. Ich war positiv überrascht, dass ich einem doch noch sehr jungen Arzt gegenüber saß. Ich hatte bis dahin immer die Idee, dass vor allem die jungen Ärzte motiviert und mit frischen Ideen ihrem Job nachgehen.
Als ich jedoch mit dem Arzt das Gespräch führte, schaute ich mich immer wieder nach der versteckten Kamera um. Denn anstatt mit mir zu überlegen, wie ich trotz der neurologischen Ausfälle schnell in die Wiedereingliederung komme, hat mich die ganze Zeit auf mein Gewicht angesprochen und alle Symptome auf mein Gewicht geschoben.
So als gelernte Arzthelferin weiß auch ich, dass Gewicht sicher eine Rolle spielt. Aber wenn ein Nerv fast vier Wochen durch einen Bandscheibenvorfall eingeklemmt war, wird der sich auch mit Gewichtsreduktion nicht erholen. Ich stimmte dem Arzt zu, dass ich an meinem Übergewicht was tun müsse und erklärte ihm, dass ich auch schon vor dem Bandscheibenvorfall dabei war. Und auch nach der OP alles mir mögliche weitermachte. Ich berichtete, schon ein wenig mit Stolz, dass ich bis dahin, trotz Bewegungseinschränkungen, auch schon 12 Kilo abgenommen hatte. Ich dachte, wenn er das erstmal geschnallt hätte, würde er wieder zum Wesentlichen kommen. Nämlich, wie bekommt man mich wieder, einigermaßen belastbar und schmerzfrei, an die Arbeit, das hatte ich ja auch vorher mit Übergewicht gemacht. Ich konnte mir jetzt nicht vorstellen, dass ich erst ein elfengleiches Wesen werden solle, um dann die Wiedereingliederung zu starten. Wie lange sollte ich denn dann noch krank sein? Mit der Hoffnung, dass der Arzt jetzt ein Rezept zücken würde, welches mir hilft, gegen die Schmerzen was zu tun, schaute ich ihn an.
Doch was dann folgte irritierte mich. Er überlegte, ob er mir Antidepressiva verschreiben solle. Die würden ja auch gegen die Fressattacken helfen. Und ein Magenband wäre eine Möglichkeit. WTF? Ich wollte mich wegen dem Rücken und der neurologischen Ausfallerscheinungen beraten lassen und eine Prognose für den Hausarzt mitnhemen. Magenband? Fressattacken?
Er sagte in jedem zweiten Satz zusätzlich: „Das wäre eine Möglichkeit, aber ich kenne sie ja gar nicht!“
Ich glaube, meinen Qualm aus der Nase und aus den Ohren vor Wut konnte man sehen. Aber ich behielt jedoch die Ruhe. Hallo, er ist schließlich Arzt, auch wenn er gerade unverschämt ist.
Richtig. Dieser Arzt kennt mich nicht. Ich sehe zwar so aus, und ja, das mag unter anderem vielleicht auch mit am Essen liegen. Aber ich habe keine Fressattacken. Es ist eher so: Während ein guter Freund von mir alles in sich reinschaufeln kann und megadürr bleibt, brauch ich nur einen kurzen Moment an Schokolade denken und schon kneift die Hose. Aber ich möchte behaupten, dass ich um einiges fitter bin als mein Kumpel. Weil ich nämlich kein Sesselpupser bin, sondern gerne raus gehe und mich bewege!
Doch dieser Arzt hat mich gesehen, eine Schublade aufgemacht und mich hineingesteckt. Ich war nicht mehr die Rückenpatientin die Kummer hat, dass ihr Bein gelähmt bleibt, sondern die Dame mit den Fressattacken, die dringend ein Magenband braucht!
Mittlerweile hat mein Hausarzt, der mich sehr gut kennt, sich eingeschaltet, und dem Neurologen mal erklärt, wie ich so ticke. Ein neuer Termin bei diesem freundlichen und besorgten Neurologen steht im Januar an, da bin ich echt mal gespannt, wie der dann drauf ist. Und ob er geschnallt hat, dass ich nicht den lieben langen Tag auf dem Sofa liege und Chips in mich reinstopfe, die ich mit Cola hinunterspüle.
Freut euch schon auf die nächste Folge:
„Menschen, die nicht der Norm entsprechen!“ Bald auf waffelabenteuer.de
Und hier ist noch weitere tolle Blogs, von Menschen, die nicht der Norm entsprechen und trotzdem meine Besten sind! Sie scheinen nach außen völlig normal, aber jeder von ihnen ist weit weg von der Norm und somit einfach einzigartig! Ich liebe Euch!!!!!