Es ist Zeit für einen neuen Wegbegleiter. Lange habe ich überlegt, wie ich weiter mache. Aber da ich in den letzten Tagen immer nur an sie denken konnte, wie sie mich geprägt hat und was meine Schwester und ich alles mit ihr erlebt haben, dann ist klar, dass meine Oma an der Reihe sein muss.
Leider lebt sie nicht mehr. Vor fast drei Jahren ist sie eine Woche nach ihrem Geburtstag gestorben. So, wie man es sich wohl nicht besser wünschen kann. Sie hat immer gesagt, sie möchte vor ihrem Tod noch was Leckeres essen. Und das hat sie geschafft. An ihrem Geburtstag hat sie noch ein ordentliches Stück Schwarzwälder Kirschtorte gegessen, ist eingeschlafen und nicht wieder aufgewacht. Ein sehr gnädiger Tod, auch wenn es noch immer weh tut. Denn als sie starb, da konnte ich nicht weinen. Ich hatte zwar einen Kloß im Hals, aber Tränen wurden da nicht draus. Diesen Kloß konnte ich bis heute nicht hinunterschlucken. Ich weiß nicht, warum das so ist. Ich habe da schon ein schlechtes Gewissen, aber ich weiß, es war der richtige Zeitpunkt für meine Oma. Sie hatte alles erlebt was sie erleben wollte.
Sie hat zwar früh ihren Mann verloren, meinen Opa habe ich leider nie kennenlernen dürfen, aber sie hat sich danach keinen Mann mehr gesucht. Sie war voll und ganz für ihre Familie da. Wie ein guter Geist ist sie immer da gewesen, wenn Kinder und Enkelkinder Hilfe brauchten, sie war da. Nie um einen Spruch verlegen, unkonventionell für ihr Alter sah sie immer alles ganz entspannt. Egal ob Homosexualität, Altersunterschiede bei Partnern, Nationalitäten, Pupsen auf dem Friedhof. Für meine Oma gab es keine Tabus. Keine andere konnte so frei über alles reden wie sie. Und dafür liebe ich sie noch heute. Denn eines ist klar. Ihre unbedachte, offene Art hat mich zu dem gemacht was ich heute bin. Zu sagen was man denkt, keine Angst vor Konsequenzen haben, nicht peinlich, sondern alles menschlich empfinden. Das hat sie uns allen in der Familie mitgegeben. Tun, was einen glücklich macht. Ich glaube, das hat sie getan.
Ich vermisse sie heute noch. Auf meinem Schreibtisch steht ein Bild von ihr und wann immer ich hier sitze und blogge, lacht sie mich an. Als wollte sie mir sagen:
Claudia Maria Erika, du bist gut so wie du bist.
Danke, Erika Altmann, ich trage nicht nur deinen Vornamen mit mir weiter.
Ein Lied für meine Oma, ob ich den jemals singen werde, das weiß ich nicht, aber der Text, der ist für eine einzigartige Frau. „Leise voran“ mein Text, meine Worte, Melodie kommt von meinem Mann.
Wir spürten es war an der Zeit
Doch niemand war dazu bereit
Die Zeit stand kurz still
Es war klar, es würde bald geschehen
Du warst bereit für immer zu gehen
Die Zeit stand kurz still
Und da war dieses Gefühl
Ich spürte diesen Schmerz
Doch ich verschloss davor mein Herz
In Gedanken bin ich dir noch nah
Rede mit dir, denke an dich
Und weiß, du siehst mich
Bilder von dir, die sind immer noch daDu gingst, ganz leise voran
Und wir blieben zurück
Doch du hast was hinterlassen
Von dir ein großes Stück
Alle die dich liebten
In denen klingt deine Stimme nach
Du sagst immer wieder
Tut nur das, was euch glücklich machtDie Zeit verlief wie im Film
Für mich war das sehr schlimm
Die Zeit stand kurz still
Tränen hinter Mauern verborgen
Machte ich mir Sorgen
die Zeit stand kurz still
Und da war dieses Gefühl
Der Damm brach einfach nicht,
Weinen konnte ich nicht
Du gingst nicht ganz, das war klar
Und ich höre wie du sagst,
mir geht es doch gut sei nicht traurig und hab MutDu gingst, ganz leise voran Und wir blieben zurück
Doch du hast was hinterlassen
Von dir ein großes Stück
Alle die dich liebten
In denen klingt deine Stimme nach
Du sagst immer wieder
Tut nur das, was euch glücklich machtWeinen, trauern, das wolltest du nicht
Du hast dir ein lächeln gewünscht in jedem Gesicht
du hattest eine erfüllte Zeit
und warst für den Weg bereit
Ich hör noch wie wir lachten
wenn wir gemeinsam Späße machten
Das Lachen erfüllt noch heute unsere Leben,
soviel hast du uns von dir gegebenDu gingst, ganz leise voran
Und wir blieben zurück
Doch du hast was hinterlassen
Von dir ein großes Stück
Alle die dich liebten
In denen klingt deine Stimme nach
Du sagst immer wieder
Tut nur das, was euch glücklich macht
tut nur das, was euch glücklich macht