Stellt euch folgendes vor.
Ein Mädchen, schüchtern, nicht beliebt in der Schule. Tollpatschig. So etwas wie ein hässliches Entlein. Und auch ihre Hobbys, die sie so hat, kann sie nicht so gut wie andere. Sie schwimmt nicht so schnell, sie zeichnet nicht so gut, sie trifft nicht jeden Ton. Und Cosplay, naja, überzeugend war sie eben in noch keiner Rolle.
Was würde passieren?
Im Anime und Manga, so in einem Shojo, da würde genau diese Person den Schulschwarm abbekommen, den heißen, coolen Typen, denn nur er erkennt, wie liebenswert sie ist. Und er hat keine Angst davor, auch mal die Schelte von denen einzustecken, die vorher dieses Mädchen gepiesakt haben. Einen coolen und guten Ruf verlieren, das wäre ihm egal.
Und wir ach so tollen Otakus finden diese Story zuckersüß. Denn die Welt ist so heile und alles wird gut. Die Mitschüler lassen sich nämlich durch den Schulschönling überzeugen und finden unser Entlein auch ganz toll. Sie können nicht verstehen, warum sie sie gemobbt haben.
Aber das wäre eben so ein typischer Shojo Verlauf. Heile Welt, alle lieben und man steht füreinander ein. Der gute Ruf ist egal, denn es zählt nur eins. Das moralisch richtige zu tun. Ob man da gegen einen Strom schwimmt oder sich selber zum Opfer machen würde, das ist egal. Man ist einfach ein guter Mensch und weiß, wenn ich mich für die Schwachen einsetze, dann halte ich alles aus.
Und in der realen Otaku Welt, die mit den bunten Kontaktlinsen, den abgebundenen Titten und den künstlich, stinkenden Perücken (ja, dieser Post trieft nur vor Zynismus)?
Da geht es leider Gottes anders zu. Nein? Ist nicht so. Wartet. Ich hab ein Foto. Einfach mal lesen und auf der Zunge zergehen lassen.
Da bekommt jemand systematisch 5 Jahre lang von „Artgenossen“ (also Cosplayern) gesagt, du kannst das nicht und dieser Mensch kapituliert. Und gibt eines der schönsten Hobbys auf?
In unserer bunten Heiteitei Welt ist kein Platz dafür, anders zu sein, nein, so zu sein, wie man ist. Wer hat denn bitte diese Standards festgelegt? Aber es war ja nur eine Frage der Zeit, bis auch in dieser, vor etwa 15 Jahren, Nische, der harte Wind des Perfektionismus herrscht.
Weit weg von unserem Anime. Wo der Schönste ja das Entlein genommen hätte.
Was machen in unserer elitierten Welt die Schönsten? Die rotten sich zusammen, die möchten ja nicht ihren guten Ruf als „Schöne“ und „Perfekte“ verlieren.
Natürlich sind die eigentlich die Minderheit. Aber gerade Minderheiten schreien ja am meisten und lautesten.
Ich als naiv denkender Gutmensch überlege jetzt. Wenn es doch eher die Minderheit ist, und man immer wieder liest, nein, ich bin tolerant, jeder darf cosplayen, was er mag. Warum können wir das nicht als Einheit machen, warum können wir uns nicht ebenfalls, wie diese kleine Möchtgern Elite zusammensetzen und gegen die brüllen. Für das Entlein?
Aber was wünsche ich mir das, das klappt ja in keinem Bereich.
Wie man auf dem Bildschirm Foto sehen kann, was da geschrieben steht.
Menschen haben Angst, selbst das Opfer zu werden. Und das spiegelt nicht nur unsere ach so tolle Otakuwelt wieder. Zivilcourage heißt das Zauberwort. Und das ist leider nicht selbstverständlich.
Unsere Welt der kleinen Freaks war nicht immer so. Vielmehr waren wir die Verstoßenen, die keiner verstand. Da musste man zusammenhalten.
Man stand zusammen. Einer für alle und jeder für jeden und natürlich ALLE für EINEN. Da wurde nicht geschaut, wie cosplayst du, woher kommst du, welchen Anime magst du. Oder bist du Tema Naruto oder Sasuke. Nein es zählte nur, das wir eines waren: Otakus die auf Zeichentrick und Comics standen. Wir waren die Minderheit und nicht die Masse. Sonst hätten wir keine Connichi gebraucht, auf der man eine Art Asyl erfahren hat.
Und heute?
Gibt es einen Mainstream in unserer Fanwelt. Und zwar die, die nach Perfektion schreien und die Regeln festlegen. Und besser ist es, wenn man anerkannt werden will, nichts dagegen zu sagen und schon gar nicht sich auf die Seite derer zu schlagen, die mit diesen „Regeln“ niedergemacht werden.
Denn, dass Leben ist kein Anime. Anime und Manga täuscht uns was vor. Wir wollen, dass das so ist, deswegen konsumieren wir das zu Hauf und verschwinden immer wieder darin. Aber es selber leben, das ist zu gefährlich. Wir lieben das zwar, aber solche Geschichten, wie die mit dem hässlichen Entlein, die wollen wir nicht in die Tat umsetzen. Um Gottes willen, wer will schon freiwillig das nächst potentielle Opfer sein.
Ich finde es traurig, dass man seinen „guten Ruf“, egal ob als Fotograf oder Cosplayer, über die moralische Gerechtigkeit stellt.
Das würde den Rut der „Elite“ nicht schlechter machen, sondern man wäre wie der Schönling in meinem Animebeispiel. Man wäre Vorbild, dass andere auch einfach mal anders Denken und lauter gegen die schreien, die andere immer schlecht reden.
Danke für euer Auge, ich geh mir jetzt wieder Utopie reinziehen, ihr Heuchler.