10. Drehung
Zu diesem Thema habe ich mich schon einmal gedreht. Mich aber nie selbst hinterfragt. Das will und muss ich heute tun. Kari, da musste einmal durch.
Freundschaften. Für mich schon immer ein kompliziertes Thema. Warum, werdet ihr euch fragen? Ich tu mehr schwer damit, neue Leute kennenzulernen, und es fällt mir schwer mich sofort auf Menschen einzulassen.
Das mag an meiner Vergangenheit liegen. Menschen die mir sagten, wie sehr sie mich mögen, haben aber hinterrücks über mich gelacht. Weil ich halt schon immer auffällig war. In der Pubertät war ich dann nicht cool und sexy genug. Mit mir im Schlepptau konnte man ja keine Jungs abgreifen. So etwas habe ich dann aber immer hinten rum erfahren.
Und so entwickelte ich mit der Zeit eine gesunde Skepsis, oder vielleicht auch eine übertriebene?
Obwohl ich ja versuche mich auf Menschen, die mir mittlerweile sehr wichtig sind, einzulassen, habe ich noch immer Hemmungen. Und auch so manches Erlebtes hängt mir da natürlich noch nach, auch
wenn ich den Personen nicht mehr böse bin, hat sich irgendwie in unserem Verhältnis was geändert. Wir sind noch Freunde, die möchte ich nicht missen, aber miteinander umgehen ist anders geworden. Und das lässt mich auch wieder bei anderen vorsichtig sein.
Wie viel erzähle ich von mir, was ist gut, was sollte ich besser für mich behalten?
Und so bin ich so, wie ich schon immer war. Im Herzen treu und loyal den Menschen gegenüber, die ich liebe, aber nach außen sehr still. Ich kann witzig sein, albern, kann mich gut in andere Leute hineinversetzen. Aber erste Schritte fallen mir so schwer, vor allem dann, wenn es um mich geht. Da ist das mit dem im Loch verstecken natürlich viel angenehmer. Da fragt wenigstens keiner nach. Ich mache gerne Dinge mit mir selbst aus. Reden kann ich erst, wenn ich selbst sortiert bin. Und darüber vergesse ich dann, wie das auf Freunde wirkt.
Warum sagt sie nicht, wenn es ihr schlecht geht? Wir sind ihr nicht wichtig, sie mag uns nicht, sie will nichts mit uns zu tun haben. Dabei versuche ich zu schreien, zu sagen, dass ich es nicht böse meine. Das ich da bin. Still, am Rand, aber da, wenn es drauf ankommt. Wenn jemand ruft, wegen was auch immer und ich kann es gewährleisten, dann bin ich zur Stelle. Nur ich selbst mag mich nicht so gern im Mittelpunkt sehen.
Ich will nicht verletzt werden oder eine Enttäuschung erfahren und verletze dadurch manchmal andere. Weil das, was in mir vorgeht, nicht nach außen dringt. Weil ich nicht weiß, wie ich das machen soll.
Mich erstaunt es allerdings, das ich darüber schreiben kann. Klar, ist ja auch über Ecken, und wenn ich Glück habe, dann liest es niemand. Und ich muss nirgends direkt sagen und anderen dabei in die Augen schauen. Deswegen hab ich früher halt auch Tagebuch geschrieben. Schreiben ist so viel einfacher, reden so sehr kompliziert.
Wer will schon als schwach oder wehleidig gelten, wer will sich Fehler eingestehen?
Warum schreib ich das alles so offen? Weil es Menschen gibt, die mich schon gut kennen. Bei denen ich eigentlich versucht habe, weswegen auch immer, still zu sein. Aber ich habe verstanden, es ist wichtig, auch mal zu vertrauen. Was soll passieren?
Ich dreh mich um mich selbst und sehe an mir eine negative Macke. Ich bin zu still. Das will ich versuchen zu ändern. Das verspreche ich all denen, die sich gerade angesprochen fühlen.
Aber seid nachsichtig mit mir. Den Schatten, den ich werfe, der ist groß und da ist es schwer drüber zu springen.
Wisst aber bitte immer, nur weil ich still bin und nicht den ersten Schritt tu, deswegen hab ich euch nicht vergessen oder mag euch nicht. Ihr sitzt da, tief in meinem Herzen und da bleibt ihr auch. Egal was kommt.
Freundschaften beginnen nämlich genau da, mitten im Herz!
Und denen, die trotz meiner guten Laune wissen, dass es mir doch nicht so gut geht, denen danke ich für ihren eigenen Blickwinkel.