Hessen hat gewählt. Gut, nicht ganz Hessen, sondern nur einige Kommunen. Das Ergebnis ist beunruhigend. In etlichen Kommunen ist die AfD die drittstärkste Partei geworden. Zwar wird sich jede anständige Partei hüten, eine Koalition mit ihnen einzugehen, aber es regt zum Nachdenken an.
Die AfD, die „Alternative für Deutschland“ war ursprünglich als „Anti-Euro-Partei“ gestartet. Sie wollte Deutschland wieder zurückführen zur „Deutschen Mark“, als wir noch wirtschaftlich stärker und unabhängiger waren. Nur irgendwann vollführte sie dann einen radikalen Rechtsruck. Heute trifft man die AfD-Anhänger unter anderem auf Pegida-Demos und –Kundgebungen.
Großen Zuspruch erhalten die „Affen für Dumme“ insbesondere von „besorgten Bürgen“ („Nazis“ ist politisch inkorrekt, also muss man das nett umschreiben), die mit der Asylpolitik von Kanzlerin Merkel nicht ganz einverstanden sind (und ihren Standpunkt machen sie ja bekanntlich mit Feuereifer klar).
Also, fassen wir zusammen: Wir wählen die AfD, dann verschwinden Flüchtlingsheime (ansonsten helfen wir halt mit einer warmen Inventur nach), und die Ausländer nehmen uns dann nicht mehr die Arbeitsplätze weg.
Dumm gelaufen, Leute. Denn das, was ihr als Vorteil der AfD seht, ist nur das, was die Parteiführung (Führrrrung) laut herausposant. Das meiste ihres Wahlprogramms steht leider (!) nur auf dem Papier, und da die meisten „Besorgten Bürger“ offenbar zu dumm oder zu faul zum lesen sind, kriegen sie mal wieder nichts mit. Vielleicht wurden ihnen von den „bösen Ausländern“ ja auch die Schulplätze weggenommen….
Der Verein „Campact“ hat in einem Beitrag auf ihrer Webseite mal aufgeführt, was die „AfD“ eigentlich wirklich will, was sie nicht lauthals mit Feuereifer herausposaunen.
Wie steht ihr eigentlich zu Hartz IV. Ich nehme mal an, die meisten AfD-Anhänger, denen der Arbeitplatz „weggenommen wurde“, sind dementsprechend Hartz IV-Empfänger. Tja, doof nur, dass die AfD Hartz IV abschaffen möchte.
In ihrem Wahlprogramm für die Landtagswahl in Baden-Württemberg schreibt die Partei „Die AfD möchte Hartz IV durch so genannte „Bürgerarbeit“ ersetzen.“
Warum kommen mir da gerade Bilder von russischen Arbeitslagern in den Sinn? Und als Ursula von Sinnen…Verzeihung…von der Leyen einen derartigen Vorschlag brachte, wurde sie dafür kritisiert. Von den Hartz IV-Empfängern. Und wer nicht arbeiten kann? Tja, der kriegt halt kein Geld. Doof aber auch. Nix ist mit „Hartzen“.
Und für meine weiblichen Leser noch ein ganz besonderes Schmankerl. Wer von euch ist berufstätig? Wer von euch befürwortet die „Frauenquote“? Die AfD jedenfalls nicht. „Frauenquoten, Gleichstellungsbeauftragte und Staatliche Propaganda für Sexuelle Minderheiten (!!!!) lehnt die AfD rigoros ab.“
Wisst ihr Bescheid, ihr seid eine „sexuelle Minderheit“. Und nicht nur das. Dass ihr arbeitet, geht ja mal gar nicht!
„Die Deutsche Politik hat eine Eigenverantwortung, das Überleben […] der eigenen Nation sicherzustellen.“
Also, schwängern lassen, Kinder erziehen, wieder schwängern lassen, und schön mit‘m Arsch zuhause bleiben. Es geht doch schließlich um unser Überleben!
Alice Schwarzer würde sich in der Zelle umdrehen, wenn sie denn eingebuchtet worden wäre (Steuerhinterziehung, ihr erinnert euch?). Wir Frauen haben also Jahrzehnte für eine Gleichberechtigung gekämpft, und jetzt sollen wir uns wieder einem „Patriarchat“ unterordnen? Und wenn ihr vergewaltigt wurdet (was ich niemandem wünsche), und euer Peiniger euch geschwängert hat, dann dürft ihr nicht einmal abtreiben. Auch das will die AfD unterbinden. Jeder deutsche Bürger ist wichtig!
Achja, kauft euch am besten auch gleich eine Gasmaske. Wieso? Tja, die AfD möchte gerne „weg von Erneuerbarer Energie“. Dass klassische Stromerzeuger wie Kohle- oder Gas-Kraftwerke einen hohen CO2-Ausstoß bedingen, hält die AfD für eine Lüge. Das sei alles „Volksverdummung“. Also die „CO2-Lüge“, nicht ihr Wahlprogramm.
Ihr seht also, die AfD ist tatsächlich eine großartige Alternative für Deutschland. Keine Atomenergie, stattdessen wieder gute Kohlekraft. Die Frau wieder zurück am Herd. Kein Asyl für Bedürftige. Und wer Arbeitslos wird, kann ja – wenn er kann – für knapp 1000€ im Monat arbeiten gehen. Oder er lässt es, dann gibt’s halt kein Geld. Achja, wer nicht mehr kann, hat eh Pech.
Ich kann jeden verstehen, der sich Sorgen macht, wie es mit Deutschland weitergeht. Oder der sich von den „großen“ Parteien nicht mehr repräsentiert fühlt. Tu ich auch nicht. Ich finde nicht, dass CDU oder SPD meine Belange darstellen.
Aber ist es euer Wunsch, wieder zu leben wie 1933? Die Frau als Heimchen am Herd, der Mann als Alleinverdiener? Die Frau als „Mensch zweiter Klasse“ (nein, wartet, die AfD nennt das „sexuelle Minderheit“)? Ist das wirklich das, was ihr wollt? Falls ja, herzlichen Glückwunsch, ihr habt Eure Partei gefunden.
Für mich ist die AfD allerdings KEINE „Alternative für Deutschland“. Und jeder, der diese „besorgten Bürger“ wählt, der hat sich für mich ganz einfach verwählt. Denn es gibt andere Parteien, die dasselbe wollen, nur nicht so radikal dabei sind. Und diese Parteien werde ICH wählen.