Ich bin ja, wie ihr vielleicht schon gemerkt habt, mittlerweile eine sehr selbstbewusste, dicke Frau. Ich weiß wer ich bin, dank meinem XXL Spiegel.

Ich weiß was ich kann, was ich gut kann, was ich so einigermaßen kann, was ich gar nicht kann. Durch ehrlich Freunde und auch durch skeptische Selbstreflektion. Und ich weiß auch. Wenn ich irgendwo irgendwas öffentlich mache, dann ruft das eine Reaktion hervor. Natürlich sind die nicht nur positiv.

Ich habe ein blödes Buch geschrieben.

„Boah, das ist so kacke, die Autorin versteht ihr Handwerk nicht!“

Damit kann ich umgehen, das geht nicht gegen mich. Auf jeden Fall fasse ich das nicht so auf. Denn ich für mich bin überzeugt, dass ich was auf dem Kasten habe. Es ist allerdings ein bisschen so wie mit der Seife und dem Affen. Während der Affe ja gerne in die Seife beißt, ist das ja nicht so mein Dingt. Alkalisch, neee, lieber sauer. Aber so hat eben jeder seinen Geschmack und wenn einer meine Schreiberlingsergüsse nicht mag, gut, dann kann man sich ja anderweitig auf dem großen Markt der Autoren umsehen. Ich steh ja auch nicht so auf pimpernde Fußballprofis, die es der Damenwelt mit der Ballpumpe besorgen (sorry).

Ich singe eine schiefen Ton.

„Buh, du kannst ja gar nicht singen.“

Sehe ich anders. Zu 90% treffe ich die Töne, ich kann nen Ton halten, auf jeden Fall sagt mir das meine Gesangslehrerin (gut, der kann man vorwerfen, die würde mir das nur sagen, weil ich sie dafür bezahle). Aber das sagen mir auch die Menschen im Chor in dem ich singe, und die habe ich nicht mit Geld gekauft.
Also zeigt es sich hier ebenfalls. Es ist Geschmackssache. Meine Stimme klingt halt, ähm, wie meine Stimme. Sie kann eben nicht anders klingen, ich bin eben ich.
Auch damit kann ich umgehen. Oropax for the World. Nein, wenigstens für die, die auf meinem YouTube Channel bleiben, obwohl ich doch so kacke bin und akribisch ihre Zeit vergeuden, indem sie einfach jedes Video anklicken und alles disliken. Ihr müsst so ein ödes Leben haben, dass ihr euch freiwillig Dinge antut, die voll doof für euch sind. Oder ihr steht einfach auf Selbstbefriedingung mit SM.

Alles, was meine Projekte betrifft und was eben mit persönlichem Empfinden und Geschmack zu tun hat, damit kann ich umgehen, sollte das eben nicht gut ankommen. Aktion, Reaktion, Geschmackssache, Affe, Seife….. Kausale Zusammenhänge.

Doch wenn es dann doch mal persönlich wird, dann hab ich manchmal tatsächlich daran zu knapsen. Egal wie selbstbewusst ich bin. Aber auch ich habe Gefühle, die ab und zu dann mal angekratzt werden.

So geschehen am Samstag.

Sascha und ich haben 2 eigene Lieder auf einer offenen Bühne vorgetragen. Mutig und stolz habe ich mich dem Publikum gezeigt. Nein, nicht weil ich stolz auf meine Figur bin. Ich habe mich ja nicht nackig ausgezogen. Nein, ich bin stolz dahin, weil ich einen tollen Songtext geschrieben habe, den ich mutig mit Sascha gesungen habe. Singen allein ist ja schon wie nackig machen! Das ist jedes Mal wie ein Spießrutenlauf. Denn obwohl ich das gar nicht beabsichtige, scheint meine Person schon zu genügen, sich provoziert zu fühlen. Ich scheine irgendetwas provokantes an mir zu haben und das verstärkt eine Bühne und ein Mikrofon noch. Wie kann ich es auch nur wagen, wackelnd und elefantös eine Bühne zu betreten….
Mir ist das bewusst, aber seid euch sicher, meine fette Statur und ich wollen das nicht…. Ich bin nicht dick, weil ich provozieren will. Aber soll ich wegen solchen Menschen, die das so empfinden, in meiner Bude hocken und mich verstecken? Bloß nicht zeigen, nicht das ich wieder provoziere.

Nein, das sehe ich nicht ein. Ich will tun, was mein Herz mir sagt. Was sagte meine Alltagsheldin Anja Bagus vorhin zu mir? Wenn man einen Weg das erste Mal geht, seinen Weg, der von keinem vorher beschritten wurde, dann bekommt man von den tief hängenden Zweigen auch mal Schnee in den Nacken.

Ich liebe sie für solche Weisheiten. Und sie hat so recht.

Ich gehe gerade für mich einen ganz neuen Weg, den es noch nicht gibt. Ich erschaffe ihn gerade erst, weil ich ihn so möchte.

Mein Herz sagt, sing. Das habe ich gemacht.

Und ich wurde ausgelacht. Und wenn ich mich selbst reflektiere, dann weiß ich, dass das nicht wegen dem Gesang war. Die Töne saßen, die Zweistimmigkeit im Refrain saß und das ich irgendwie singen kann, wurde mir keine 2 Stunden von meinen Chor-Soprano-Weibern bestätigt, die sich extra vor mich gestellt haben, um besser die Töne zu finden und von mir mitgetragen zu werden. Warum sollte man sich an jemanden hängen, der rein gesanglich nichts auf dem Kasten hat.

Das Lachen war kein Lachen wegen des persönlichen Geschmacks. Das war nicht, weil man das Lied nicht mochte, weil der Gesang nicht gut war, weil die Gitarrenakkorde nicht passten. Sie haben mich als Menschen ausgelacht. Die dicke Frau, die auf ihren X-Beinen mit ihrer fetten Wampe da steht und ein Lied über Krieg und Kinder singt. Mit ihrem Mann, der auch singt und Gitarre spielt. Wir wirken bestimmt wie Dick und Doof.

Eigentlich kann ich mich ja glücklich schätzen, die zwei Männer fühlten sich auf jeden Fall nicht gelangweilt, sie haben sich durch dieses Bild, was geboten wurden, prächtig unterhalten gefühlt. Ich habe an den hochroten Köpfen gesehen, wie sie fast vor lachen geplatzt wären. Das wär für mich ein Spaß gewesen.

Und auch traurig. Ätzend, arschlöchig, unter aller Kanone, arm.

Ich hab aber, ganz Profi, mein Ding durchgezogen und es gab sogar Applaus. Großen Applaus und zufriedene Gesichter von denen, denen das gefallen hat, was wir vorgetragen haben.

Die beiden Herren habe ich, bewusst provozierend angelächelt, eine reinschlagen wollte ich nicht, dass hätte ja provokant gewirkt……

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