Wir befinden uns in der Kar-Woche. Die Osterwoche. Es ist schon Dienstag. Irgendwie kam Ostern jetzt schneller als gedacht. Die Natur blüht, alles wirkt hell und freundlich.
Und das Leben geht weiter.
Es ist erst neun Uhr. Und in der Wohnung riecht es nach frisch gebackenem, süßen Osterbrot, mit Rosinen. Nachdem ich Weihnachtaten nicht, wie sonst Tradition, Weihnachtsplätzchen gebacken habe, habe ich mich für eine neue Tradition entschieden. Ich beschenke meine Lieben mit selbstgebackenem Brot.
Als ich vorhin mein Blogbeitrag im Kopf schon formte wusste ich, dies ist ein Mama-Lächeln Post. Das erste Osterfest ohne Mama, und wir versuchen Traditionen zu bewahren, aber auch neue zu definieren.
Ich hab die letzten Wochen so ein wenig Mamas Vorbereitungsmethoden übernommen. Nach Angeboten schauen, bei jedem Einkauf schon Osterartikel gekauft und eine riesige Tüt mit Schokoladeneiern und Hasen nun hier stehen. Soviel wollte ich gar nicht kaufen, aber ich musste es. Denn… es war immer so. Und ich habe den Wunsch, dass es auch ohne Mama so ist.
In den letzten Tagen halte ich viel inne. Ich atme, so wie Jasmin es mir aufgetragen hat, und komme zu Ruhe.
Ich habe die Trauergruppe verlassen, ganz bewusst, weil das Reden in einer mir fremden Runde nichts für mich ist. Ich habe das Gefühl, dass Fremde das nicht erreicht, was ich fühle. Und deswegen nehme ich meinen Blog. Und meine Freunde. Und vor allem meine Familie. Sie sind mir Halt und Trost. Die Dame, bei der ich die letzten Termine gecanceld habe, war sehr nett. Sie sagte, es wird immer wieder hochkommen. Und das stimmt.
Aber es ist nicht mehr schlimm. Ich denke gerne an Mama und es stimmt mich dann natürlich traurig. Doch immer wieder drängt sich mir dann auch die Frage auf: Wäre sie stolz auf mich? Wäre sie zufrieden mit dem, was wir tun, wie wir Ostern vorbereiten?
Natürlich antwortet sie mir nicht, aber ich spüre, dass sie stolz wäre. In dem, was und wie wir es tun, lassen wir ihren Geist weiterleben. Ich kann das gerade nicht anders ausdrücken. Wir haben ihre Sachen in unseren Alltag integriert und so bleibt sie, obwohl sie weg ist, noch immer unter uns. Sie hat uns etwas hiergelassen. Das Gefühl, Familie zu leben.
Und das kommt gerade zu solchen Festen zum Tragen.
Nicht nur Ostern mit all den Familientraditionen steht vor der Tür. Auch Lara, meine 2. Nichte, erblickt bald das Licht der Welt. Für meine Schwester ist das noch spannender als für mich. Aber auch hier stecke ich in den Schuhen meiner Mutter. Die fülle ich aus, aber anders als sie.
Das was wir vorhatten, eine Babydecke, das erste Stofftier, die Taufpatenschaft, das alles wird nun neu sortiert, aber trotzdem umgesetzt.
Ich mag mich in dieser Rolle, obwohl sie sehr anstrengend manchmal im Rücken ist. Mir ist es so sehr wichtig, das alles in Mamas Sinne zu machen. Diese kleinen Feinheiten weiter zu leben und zu gestalten.
Wie halt, dass es Schokohasen für alle zu Ostern gibt.
Die Wellen kommen noch, aber sie ebben ab. Ich trinke sogar wieder Kaffee, und das fühlt so richtig gut an.
Es stimmt, Ostern beginnt alles von Neuem. Jesus ist für uns auferstanden und hat uns allen neue Hoffnung geschenkt. Das ist der Kern des chrsitlichen Glaubens. Ich weiß, viele in meinem Dunstkreis, die glauben nicht. Die sind nicht so kirchlich. Aber Mama war das wichtig, das war einer ihrer Stützpfeiler in all den dunklen und schweren Stunden, immer, wenn sie dem Tod wieder mit rausgestreckter Zunge von der Schippe gesprungen ist.
Ich habe das immer bewundert. Klar glaube ich auch, aber Mama war da so unerschütterlich drin.
Ich verstehe sie jetzt. In den letzten Wochen war der Glaube auch mir eine große Hilfe. Verstehen, warum Gott uns sie schon genommen hat, das können wir wohl nicht, denn er antwortet nicht. Aber der Glaube, dass das alles früher oder später Sinn ergibt, das hilft sehr.
Den Blick auf die positiven Sachen, den habe ich mir bewahrt.
Mama, auch wenn du nicht mehr da bist, ich laufe weiter, in deinen Schuhen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe deine karierten Schuhe nun an. Die blauen. Wenn ihr euch das Foto zum Blogbeitrag anschaut, dann seht ihr sie.
Das Foto entstand letzte Woche auf der Kirmes. Wir haben fotografiert. Ulrike und ich.
Auch das war ein Mama-Lächeln Moment. Und Tränen gab es auch. Denn im Herbst waren wir auf genau derselben Kirmes. Mama, Lars, Ella, Sascha und ich. Nicole war zu Hause, schwanger mit Lara und mit Übelkeit. Und auch dort habe ich fotografiert.
Das Leben geht weiter. Und wir leben jede Minute für meine Mama, in Gedanken an meine Mama und mit all dem, was sie uns für unser Leben mitgegeben hat in ihrem Sinne.
Sie malte uns das Leben bunt. Bunt wie die Ostereier, die wir Freitag malen. Bunt wie der Osterstrauch, den ich und Ella vor der Haustür bei Papa geschmückt haben. „She painted our life, colorful, black and white“
Mama, ich gehe weiter in deinen Schuhen und mach sie passend für mich. Ich werde nie sein wie du, aber ich kann so sein wie ich bin mit alldem in mir, was du mir mit auf meinen Weg gegeben hast. Und da bist du ein Teil von mir. Und ich stecke mit meinen Füßen in deinen Schuhen. Danke, das du mich zu diesem Menschen gemacht hast.