Endlich sind die Sommerferien um und alles geht wieder los. Die ersten Chorproben waren schon und gestern haben wir im Rahmen des Theaterfestes auch schon unser erstes Konzert gegeben. Es waren nur ein paar Lieder. Aber es war sehr anstrengend.
Ich weiß einfach schon vorher, was auf mich zukommt. Aber ich hatte doch die leise Hoffnung, dass die hochdosierten Medikamente mir zumindest Linderung verschaffen. Doch schon nach der ersten Probe am Donnerstag ahnte ich schon, dass Belastung trotz Medikamente höllische Schmerzen machen werden. Es ist unglaublich. Da schieße ich mich schon ins Drogennirvana und es tut noch immer weh.
Aber ich wollte es durchziehen. Ich singe so gerne. Es ist irgendwie eine Kosten-Nutzen-Rechnung. Ich zahle mit Schmerzen und bekommen wunderbare Momente auf der Bühne, wenn ich singe. Ich sitze auf der Bühne und um mich sind die Menschen, die mit mir singen. Ich blicke in frohe Gesichter. Und auch das Publikum strahlt und hat Spaß. Wenn ich auf der Bühne sitze, dann kann ich für ein paar Sekunden immer wieder so tun, als sei das Leben schön. Ich grinse grenzdebil und singe, als wäre es das Letzte, was ich kann.
Aber…
Es ist gefühlt das Letzte, was ich ohne Hilfe aus eigener Kraft kann. Sogar das Laufen geht nur noch mit Hilfe. Ich war am Donnerstag bei der Neurologin. Ich habe ihr von meinem Schwanken erzählt. Und sie schaute es sich sehr aufmerksam an. Und sie untersuchte mich auch komplett neurologisch. Man sieht den Liquorverlust in den Ergebnissen. Ich reagiere zu langsam. Das ich beim Laufen schwanke, das scheint eine Kombination aus mehreren Faktoren zu sein. Die Fußheberparese, die Schmerzen und der Liquorverlust mit Schwindel. Sie hat mir einen Rollator vorgeschlagen. Den habe ich erst abggelehnt, aber nach ein paar Stunden des Nachdenkens habe ich mich nun doch dazu entschlosse, den Rollator zu nehmen. Der gibt mir vielleicht mehr Sicherheit im Ganzen.
Fest steht, es gibt Schmerzen, die sind es wert, einzugehen. Immer wieder gehe ich bewusst diesen Schmerz ein, einfach um zu singen. Die Schmerzen sind da, sie überdecken einfach alles. Aber mit dem Singen, kann ich dem Schmerz einen Gegener geben, der mich mit Glück erfüllt.