Ein Jahr geht, ein neues kommt.
Gehen und Kommen, Kommen und Gehen. Das ganze Leben ist ein ständiges Kommen und Gehen.
In einem Lied heißt es:
„Abschied heißt, was Neues kommt, denn Anderswo gibt’s ein Hallo!“
2017 war es mehr als deutlich. Abschiede und Hallos waren so sehr miteinanderverknüpft. Und nie ging das eine ohne das andere. Das brachte mir in meinem Kopf ein Chaos, was mich ganz schön aus der Bahn warf. So wirklich bin ich auch noch nicht wieder in der Spur. Aber ich arbeite dran, dass das alles besser wird. Und auch ich muss verstehen: Um weiterzukommen, muss ich loslassen.
Meine Mama ging. Das brachte tiefe Trauer mit sich. Die ersten Monate waren wirklich hart. Und auch heute noch hängt es mir nach. Es brachte viel Gehen mit sich.
Meine Unbeschwertheit ist gegangen. Mein Lachen geht immer mal wieder und macht Tränen den Weg frei.
Meine Spontanität ist gegangen. Und meine Nächte, in denen ich durchschlafen kann.
Dafür sage ich anderen Dingen nun Hallo. Ich bin kreativer geworden. Ich habe gelernt, Gefühle in Texte zu schreiben und sie in ein musikalisches Gewand zu packen. Ich habe gelernt, dass man einfach mal Dinge geschehen lassen muss und bin vielleicht auch eine Spur gelassener geworden. In manchen Bereichen. Ich weiß, es ist nichts planbar. So habe ich vielleicht Spontanität eingebüßt, aber Flexibilität gewonnen.
Freunde gingen in den letzten Monaten, Kontakte änderten sich.
Aber ich habe auch Freunde gewonnen und Menschen kennengelernt, die einfach großartig sind.
Meine Stille, die ging nicht, aber dafür kam mehr Nachdenken.
In diesem ganzen Kommen und Gehen kann man schon Mal den Halt verlieren. Ich verlor die Übersicht und die Bodenhaftung. Das machte sich in den ersten Panikattacken bemerkbar. Ich wollte Dinge festhalten, die sich nicht festhalten ließen. Wünschte mir Dinge, die nicht in Erfüllung gehen konnten. Ich saß und sitze auch noch in einem Karussell, das nicht anhält. Ich würde es gerne stoppen, finde aber dir Bremse nicht.
Ich habe keine Wahl. Ich bleibe also in dem Karussell sitzen, welches sich Leben schimpft und muss versuchen, anders zu reagieren und agieren.
Ich sitze da, liege wach, starre in die Luft. Ich atme, ich beobachte, gebe mein bestes, um einfach alles zu schaffen. Das Karussell dreht sich weiter und mir wird klar, nur ich kann bestimmen, wie es mir geht und ich muss mir selbst die Sachen schaffen, die bleiben sollen.
Ich kann am Kommen und Gehen nichts ändern, dass ist der Lauf der Dinge. Aber ich kann mir auf diesem Karussell Zonen schaffen, die bleiben.
Von diesen Zonen habe ich nicht viele.
Eine Zone ist dieser Blog. Mein Blog. Meine Waffelabenteuer. Die sind immer gerade so verrückt, wie es mir geht. Die können kommen, wenn ich sie brauche, ich kann sie aber auch gehen lassen, wenn ich mal nicht schreiben muss.
Schreiben sortiert, schreiben füllt mich aus. Ich schreibe das nur für mich und kann in dieser Zone mein Tempo bestimmen. Es ist wie Kreisel, platziert auf dem großen Karussell. Eine eigene Welt in meiner großen Welt. Und das ist Etwas, was bleibt und was ich selbst in der Hand habe. Ich kann es anstupsen oder anhalten. Wie es mir beliebt.
Und wenn ich mich weiter umsehe, dann habe ich noch mehr von diesen kleinen Kreiseln auf meinem Lebenskarussell.
Die Bücher, die mein Leben bereichern. Ich bestimme, wann, was und wo ich lese. Was ich davon auf meine Seite 101 schreibe, wie ich es finde. Mein persönlicher Geschmack mit meinen Gedanken.
Im Stadttheater habe ich auch so eine Zone gefunden. Der Chor gibt mir Halt und Hafen auf dem Karussell. Wenn ich in diesem Gebäude zusammen mit den tollen Menschen bin, dann habe ich das Gefühl, alles ist normal, ich möchte fast behaupten, das Karussell steht für einen Moment ganz still. Da ist eine Chorleiterin, die einfach alles wundervoll gestaltet, neue Menschen in meinem Leben, die ich nicht mehr missen mag und stille Herzschleicher, die fest in meiner Seele sitzen und es schaffen, das Karussell zu bremsen, wenn mir schwindelig wird.
Dann gibt es die Jasmin. Auch sie ist eine Bremse für das Karussell. Durch Singen, was einfach viel mehr ist, als einfach bloße Töne zu produzieren. Es bedeutet mir auch viel mehr als nur den Mund zu öffnen und Töne zu treffen. Wenn ich nicht im Einklang mit mir bind, dann wird das nichts. Ich transportiere und lege alles an Gefühl rein, was ich bin und habe. Und auch dort bestimme ich das Tempo des Kreisels. Ich kann voller Inbrunst oder leise Melodien singen, je nachdem wie es mir geht. Um vom Karussell zu kommunizieren, hallo, so geht es mir gerade. Das Geht gerade in meinem Leben, das Kommt gerade in meinem Leben.
Ich kann nicht von dem Karussell herunter. Aber ich kann bestimmen, wie schnell es fährt, auch wenn ich nicht absteigen kann.
Dieses Jahr…. Ein Kommen und ein Gehen.
Und es gab sogar Menschen, die gingen und wiederkamen. Und wenn so etwas geschieht, dann gehören sie in dein Leben. Dafür bin ich dankbar.
Ich bin dieses Jahr für so vieles dankbar und ich möchte das alles nicht missen.
Es war alles nicht einfach und auch das, was noch vor mir liegt, dass wird noch schwer. Die Therapie, die vor mir liegt, in der ich mich meinen Ängsten und den Paniken stellen muss. Mama weiter vermissen, auch das wird nicht einfach. Meinem Papa irgendwie gerecht werden und mich nicht selbst dabei verlieren. Das Leben läuft weiter. Aber ich bestimme mit den vielen kleinen Zonen, wie schnell sich das Karussell dreht.
Ich bin dankbar für jeden einzelnen Menschen, der mit mir geht, der an mich denkt und mir ungeahnt einfach guttut.
Ich danke für alle positiven und negativen Erfahrungen, die mich zu dem Menschen gemacht haben, der jetzt gerade diesen Blogbeitrag schreibt.
Kommen und Gehen, Gehen und Kommen. Aber immer auf dem Karussell bleiben. Dabei aber verstehen, dass nur ich es bin, der bestimmt, wie schnell es sich dreht. Mit Hilfe, Mut und Beistand von all den Menschen und Dingen, die mich erden, damit ich nicht vom Karussell herunterfalle. Danke!