Tilda ist nun eingezogen. Es war, zugegeben, die ersten Tage nicht leicht mit ihr. Ich konnte sie nicht akzeptieren. Weil ich ja jetzt nach Außen zielmlich offensichtich zeige, dass ich nicht richtig funktioniere. Das musste ich selbst erstmal auf die Kette bekommen.
Aber nun durfte Tilda mit mir in die freie Wildbahn. Die ersten Tage waren es nur kurze Spaziergänge mit meinem Mann. Ich muss gestehen, die Leute haben gar nicht offensichtlich geschaut. Oder es war mir schlicht egal?
Freitag war ich dann in Münster zu meinem Neurochrirurgen-Termin. Und nachdem da kein dummer Spruch kam, warum ich den denn nutze, es sei ja gar nicht so schlimm, fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen. Der Oberarzt und alle Mitarbeiter zeigten Verständnis und für alle war das völlig okay. Keine Blicke, keine Abwertung. Nur wertschätzend und empathisch.
Wie befürchtet, machen die nichts operatives mehr in meinem Rücken, weil alles, was sie jetzt machen würden, das Ganze noch verschlimmern könnte. Und es läuft eben nur eine geringe Menge aus, der Kopf tut nicht weh, was ja ein Indikator wäre. Er schlug mir eine erneute Myelografie vor, um zu schauen, wo genau es ausläuft und durch was der Nerv bedrängt wird. Aber da ja eh keine OP gemacht werden würde, lehnte ich das erstmal ab.
Ich bin aber nicht mit nichts nach Hause gekommen. Der Kampf gegen die Schmerzen geht weiter. Mit einem Nervenstimulator, der den Schmerz in etwas anderes ummodeln kann, so dass ich etwas anderes im Gehirn wahrnehme. Und die Schmerzmittel sollen nochmal überarbeitet werden.
Was ich richtig gut finde, ist die Tatsache, dass sie trotzdem weiter beobachten und im Blick haben wollen, dass das Gehirn trotz allem genug Gehirnwasser hat. Deswegen gibt es Ende des Jahres ein MRT vom Kopf, um zu schauen und auf Nummer Sicher zu gehen, dass alles in Ordnung ist. Sie wollen das rechtzeitig erkennen.
Und mit Tilda gehe ich in den Kampf gegen die Schmerzen. Gestern war sie mit in Halle auf dem Ronan Keating Konzert. Sie hat das toll gemacht und ich fühlte mich sehr wohl und nicht komisch angeschaut kopfschüttelnd betrachtet.
Nimm das Schmerz, ich schaffe das!
Gib niemalas auf.