Melancholisch, nachdenklich und so ein wenig nah am Wasser gebaut bin ich seit diesem blöden Satz am Freitag.
„Wenn man so ehrgeizig ist, dann muss man sich halt was anderes suchen!“
Ich weiß, ich nehme mir das viel zu sehr zu Herzen. Dabei sollte ich sie alle reden lassen, denn die wissen halt nicht, wer ich bin. Aber es bietet mir einen Beitrag für Seelenbilder. Vielleicht kann ich das einfach mal in Worte fassen, was da gerade in meinem Oberstübchen so abgeht. Das ist ein echtes Chaos.
Ich bin nun 40. Alter, wisst ihr wie scheiße diese Zahl aussieht? An meinem Geburtstag sagte jemand aus dem Chor zu mir:
„40 ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Du bist nicht mehr jung aber auch noch nicht wirklich alt.“
Recht hat dieser Mensch. Ich bin jetzt eigentlich in so einem Alter, wo ich schon mal vorsichtig zurückblicken kann, was ich denn erreicht habe, aber auch voller Freude in die Zukunft blicken sollte.
Rolf Zuckowski hat das sehr passend in einem Lied in Worte gefasst:
„Wenn du 40 bist, bist du mittendrin,
deine Frau und deine Kinder sind dein Lebenssinn,
ihr habt Krisen überwunden und ein Haus gebaut
und euch oft voller Glück in die Augen geschaut.“
– „Gib mir mehr davon“
Mein Lebenssinn, darauf soll ich zurückschauen. Und wenn ich hier so an meinem Rechner sitze und diesen Blogbeitrag schreibe, überlege ich, welchen Lebenssinn ich denn habe. Nebenbei höre ich auf Spotify P!nk. „Fucking perfect“ grölt sie gerade voller Inbrunst.
„Pretty, pretty please, don’t you ever, ever feel
Like you are less than, less than fuckin‘ perfect“
Ich soll perfekt sein? Ist das so? Bin ich perfekt, oder gar mein Leben? Ja, ich weiß. Was ist schon perfekt? Perfekt, das liegt wohl immer im Auge des Betrachters. Während andere also Kinder haben, ein Haus gebaut haben, im Job Karriere gemacht haben, sitze ich hier, an einem Dienstagnachmittag mit so leicht dezenten Rückenschmerzen und einem kribbelnden Fuß, der mich ermahnt: „Denk dran, du hattest Bewegungsbad, du solltest dich mal wider hinlegen, sonst geht morgen gar nichts mehr.“ Nicht nur Rentnerin sondern Sklave meines Fußes. Läuft bei mir, oder eben auch nicht. Aber ich kann mich jetzt nicht dem Willen des Fußes beugen. Jetzt möchte ich gerade diesen Beitrag schreiben. Über eine Frau, die 40 ist und nachdenkt, was denn jetzt in ihrem Leben sein soll. Wie soll es weitergehen?
Diesen Lebenssinn, den brauche ich. Bis Freitag war das ganz klar. Ich habe in der Musik den Sinn gefunden. Ich liebe es, Texte zu lernen, mir die Melodien zu erarbeiten und zu schauen, was ich kann, wie ich klinge, klinge ich mit Schmerzen anders, kann die Musik was mit mir machen? Musik hilft mir. Und ich bin da sehr strebsam. Denn natürlich brauche ich mit 40 was, wo ich Bestätigung bekomme. Mein Hund bellt nur, was er aber sagen will, keine Ahnung. Mika, unser roter Kater, der maunzt. Mitten im Flur und will mir nur sagen, hey, gib mir was zu fressen. Ja, nachher, du hattest erst.
Ich dachte, Ehrgeiz wäre etwas Gutes. Also, für mich ist das etwas Gutes. Ich musste bisher dranbleiben, wenn was klappen sollte. Zugeflogen ist mir nichts. Von nichts kommt eben nichts. Sonst könnte ich jetzt den Schmerz im Rücken nicht nach hinten schieben, bis ich den Blogbeitrag verfeinert habe.
Da ist die Musik, an der ich arbeiten kann. Die mir was gibt. Bestätigung.
Sei es von Sascha, der meine deutschen Texte lobt, oder ein „zauberhaft“ von Kerstin, ein „sehr gut“ von Jasmin.
Das tut mir gut. Und das brauche ich. Wenn du 40 bist, brauchst du einen Lebenssinn.
Ganz kurz, so nach der Nacht der Chöre, da habe ich gezweifelt. Wenn das doch nur mein Sinn ist…. Aber nicht der Sinn der Gruppe…
Dann müsste ich doch eigentlich, die Flinte ins Korn…
Quatsch, einen Scheißdreck muss und werde ich.
In meiner Playlist läuft gerade Jon Bon Jovi „It´s my Life“
„It´s now or never. I just wanna live while I am alive.“
Ja, Mr Jovi. So ist das wohl.
Und während ich hier ständig diese Textphrasen aus der ganzen Musik um die Ohren gehauen bekomme, wird eines sonnenklar.
Musik nimmt einen große Raum in meinem Leben ein. Ich drücke mich aus, ich habe eine Aufgabe. Die ein jeder Mensch ja braucht. Ein Mensch will gebraucht werden. Und will ich in dem Chor gebraucht werden und meinen Beitrag leisten. Ich will das für mich tun.
Ein Mensch um die 40, der braucht Bestätigung. Und einen festen Punkt, wo er im Leben steht. Einen Anker und eine Erdung. Für mich ist das eben die Musik. Ich erwähnte schon so häufig hier, dass ich sicher nie die beste Solokünstlerin werde. Aber hey, who cares? Ich freue mich über alle „zauberhaft“ und „gut gemacht“. Das ist so ein wenig wie eine Gehaltserhöhung oder dein Kind, das gerade in einem Schulfach besser geworden ist. Ein Gefühl von Stolz. Auf das, was ich geleistet habe. Und wenn ich dann doch mal wieder, wenn es das Schicksal will, auf einer Bühne stehe, dann will ich auch dort Bestätigung. Die Menschen sollen lächeln, sie sollen, wie damals nach dem Auftritt beim Theaterfest auf mich zukommen und mich loben und sich freuen, dass es so toll war. Ich will diesen Ausdruck in den Augen des Paares der eiserenen Hochzeit, auf der ich gesungen habe, wieder und wieder erleben.
Und wenn ich dafür meine Zeit investiere, dann darf mir keiner sagen, dass das falsch ist oder das ich da, wo ich bin, nicht richtig bin. Bestätigung und Lob gibt es nämlich nur, wenn man was gut gemacht hat. Da muss man halt üben, und üben, und üben.
Meine nächsten Ziele sind klar definiert:
TAM im Juli, Texte, die sitzen, eine Chorleiterin, die auf ihr zauberhaft noch Glitzer streut, meine ersten eigenen, deutschen Songs, mit Zweistimmigkeiten, an denen ich unbedingt arbeiten will.
Dann der Traum der Oetkerhalle. Das wäre der Wahnsinn. Mit dem Chor dort zu stehen. Dafür bin ich bereit zu ackern wie ein Stier, ja Fuß, da kannst du da unten noch so rumzicken. Dich brauch ich nicht zum Singen. Und wenn ich auf dieser Bühne wieder sitzen muss, leck mich.
Ich will mit meinen eigenen Texten auftreten und strahlen, weil ich weiß, Musik ist mein Lebenssinn, und das bleibt, egal was kommt.
Ich soll mir doch was anderes suchen, wenn ich so ehrgeizig bin? Nix da. Und wie durch ein Wunder läuft hier gerade wieder Mr Jon Bon Jovi.
„Keep the faith“
Worauf ihr euch verlassen könnt. Denn: JETZT ERST RECHT!
Denn wenn ich es jetzt nicht mache, wann sonst? It´s now or never!