Der November fing wirklich ätzend für mich an. Das Wetter war grau, der Regen drückte auf das Gemüt.
Und zusätzlich fühlte ich mich einsam wie schon lange nicht mehr. Aber ich wollte auch irgendwie keinen Kontakt. Was sollte ich den sagen? Mir geht es beschissen? Ich konnte es nicht so wirklich in Worte fassen, wie hätte ich es also anderen erklären sollen?
So saß ich ein paar Tage allein in einem Loch und über mir waren die Menschen. Selbstzweifel wurden mir nach unten geworfen, die nicht mir gehörten. Kritik für Sachen verkleinerten das Loch, von Menschen, die meinten, sie wissen alles besser. Jeder war mit sich selbst beschäftigt oder lud seinen Mist bei mir ab oder stellten mich in Frage.
Heute jedoch kam endlich der Kick. Alter, drei Tage hab ich diesmal wie ein Trauerklops im Loch gesessen und nix ging. Und ich fand mich selbst ganz scheiße. Im Gesangsunterricht funktionierte nichts, ich hab hier in der Wohnung nix geschisssen bekommen und keiner war greifbar. Sollte keiner greifbar sein, weil ich ja selbst nicht wusste was da los war.
Zum Glück kam heute die Mail für die weihnachtlichen Chorprobe. Das Weihnachtslicht, was ich gestern mir noch so sehnlichst gewünscht hatte, kam in der Form von elektronischer Post. Und mit einem Mal wurde wieder alles hell und klar.
Das Warum wurde beantwortet. Ich mache die Sachen, weil sie mich mit unendlichem Glück erfüllen und weil sie mein Leben reicher machen. Nicht weil ich berühmt oder mächtig oder groß werden will.
Kibo ist Kibo, so wie ich es mag. Mein Gesang ist mein Gesang. Wer es nicht mag, kann mir mal am Allerwertesten vorbeigehen. Und Menschen mit Zweifeln?
Denen stehe ich gerne mit Rat und Tat zur Seite. Aber ich zwinge sie nicht dazu, mein Denken anzunehmen. Ich kann nur Freundin oder Ehefrau sein. Ein Profi bin ich leider nicht. Und bevor es mir wieder so schlecht geht, muss ich vorher die Reißleine ziehen. Bei einem Menschen ist mir das gelungen. Und ich bin stolz auf diesen Menschen und auf mich. Die andere Person muss da ebenfalls selbst durch.
So ätzend wie die letzten Tage will ich mich nicht mehr fühlen. In erster Linie muss ich mir selbst am nächsten stehen. Und alle anderen, die mir keinen Mehrwert bringen, die lasse ich gerne ziehen. Wenn die sich nicht für mich interessieren und wie ich ticke, warum sollte ich mich um die bemühen? Natürlich hätte ich mir das anders gewünscht. Aber wer braucht schon massig viele Freunde, die einen pushen, wenn man nicht weiß, wie ehrlich die das meinen. Dann lieber die kleine Handvoll, aber auf die ist dann Verlass.
Danke an Marcel an dieser Stelle. Der immer dann ruhig ist, wenn ich das brauche und mit nur kleinen Dingen mich wieder einnordet.
„Tu mal nur was für dich!“
Danke.
Und Jasmin und Kerstin sei Dank. Die sind da, ohne es zu wissen und tragen mich mit und durch Musik! Ab morgen funzt das mit dem Singen wieder. Denn da liegt mir nichts mehr auf der Seele. Das Leben ist schön, so wie es ist. Und alle anderen können mich mal.