Na, heute schon gesund gelebt? Ich nicht. Nachdem ich mir heute morgen eine Scheibe Weißbrot mit einer exakt identisch dicken Schicht Schokocreme reingezogen habe, musste ich an einen Beitrag auf einer Seite denken.
Hier der Beitrag, den ich gelesen habe. Schmunzeln durchaus erlaubt!
Vor ein paar Tagen habe ich auf Facebook einen Beitrag gelesen. Was war früher, was ist heute. Wie haben wir das als Kinder überlebt. Fahren ohne Gurt, draußen spielen und für den Snack zwischendruch gab es Caprisonne und Milchschnitte. Voll mit Zucker.
Das gibt es heute alles nicht mehr. Kinder eingepackt bis hin zur Bewegungsunfähigkeit im Kindersitz, draußen werden die Kinder an die Leine genommen und bloß nicht aus den Augen gelassen. Mehr noch. Man verabredet Spielenachmittage und die Eltern kleben immer einen Schritt dahinter. Allein gelassen wird man nicht mehr, das Kind könnte Angst haben. Und dann der Snack. Um Gottes Willen. In Zeiten von Intoleranzen gegen jeden Stoff, Allergien in Darm und auf der Haut gibt es nichts Süßes mehr. Vollkorn, Dinkel, biologisch, ökologisch.
Ich kann das verstehen, ich meine, Zeiten ändern sich, die Menschen verändern sich. Aber mir stellt sich die Frage, was war denn erst. Huhn oder Ei. Sind wir ernährungstechnisch einach nur sensibler, weil man es überall hört, oder sind wir empfindlicher und jeder Bauchschmerz nach Sauerkraut und Bohne ist gleich eine Lebensmittelunverträglichkeit?
Ich stecke da nicht drin, aber ich beobachte einen Trend.
Überhaupt ist in meinem Bekanntenkreis seit einigen Jahren ein extremer Anstieg an „gesunder“ Lebensweise zu bemerken. Überall muss es öklogisch und biologisch einwandfrei sein.Laktoseintolerant, Fructoseintolerant. Wenn ich durchzähle haben in meinem doch recht kleinen Bekanntenkreis 50% eine Unverträglichkeit. 10 davon allerdings nur bestätigt, die anderen denken, joa, da hat es mal im Darm gezwickt, da könnte eine Unverträglichkeit dahinter stecken. Blähungen? Das ist viel zu retro, chicker ist ne Intoleranz gegen Weintrauben.
Wer zu dick ist, der frisst einfach zu ungesund. So wie ich, von den Göttern in weiß schon oft genug bemerkt.
Mit meinem Schokocreme-Weißbrot. Zum ersten Mal nach sechs Wochen mal wieder. Denn das wird mal wieder schön ignoriert. Ich esse auch gesund. Aber ich esse eben auch ungesund. Die Mischung machts! Da dürfen Alteranativen genauso reingenommen werden wie die ungesunde Milchschnitte. Und neues ausprobierem oder gar alte Sachen, wie Löwenzahn, das begrüße ich sehr.
Natürlich sehe ich ein, das gesunde Ernährung, auch schon als Kind, wichtig ist. Aber dem Kind alles zu nehmen, ich weiß nicht, ob das der richtige Weg ist. Sollte es nicht viel mehr darum gehen, dem Kind zu zeigen, wie man verantwortlich mit allen Lebensmitteln umgeht? Sollten Kinder nicht auch alleine entscheiden können? Um auch später mit der Flut an Lebensmitteln klar zu kommen. Dinkelstange ist ja schön und gut, aber ich will nicht wissen, wie der Stuhlgang sich so verhält. Schmiergelpapier ist nicht dagegen.
Kein Wunder, dass das Kind dann Intolerant wird, wenn es nie Laktose oder Fruktose bekommt. Was muss das für ein Schock für den Organismus sein, wenn auf einmal Zucker zum Verdauen kommt.
Gehen wir mal von den Kindern weg. Vor ein paar Jahren hat meine Kollegin die Glyx-Diät gemacht. Schlank im Schlaf!
Schlank im Schlaf? Natürlich hat das funktioniert. Aber in erster Linie nicht deswegen. Sie hat jeden Tag stundenlang Sport getrieben. Bewegung. Und ich könnte wetten, es wäre auch ohne „Diät“ gegangen. Denn als sie wieder normal gegessen hat, da kamen ein paar Kilos wieder. Aber den Sport hat sie weitergemacht, Jojo blieb aus.
Wenn also wieder irgendwer mit einer Low-Carb-Diät um die Ecke kommt, lache ich nur, und schiebe mir eine Knäckebrotscheibe mit Kräuterquark zwischen die Kiemen. Denn was passiert höchstwahrscheinlich? Nach der fünf-Wochen-Brigitte-Bild-der-Frau-Focus-Stern-Regenbogenpressen-Diät hat man sicherlich das eine oder andere Pfund verloren….aber wehe, man isst dann wieder normal! Huch….wo kommt DIE Speckrolle denn her? Ne, da muss ich jetzt wieder strenge Diät halten.
Wisst ihr, wer eine MEISTERIN der Diät war? Sissi. Ja, DIE Sissi. Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn. Die hat auch strenge Diät gehalten und war zum Schluss dass, was man heutzutage wohl als „magersüchtig“ bezeichnen würde. Beim Turnen brach sie entkräftet zusammen. Was tat sie? Ein Kurztrip nach Italien, danach weiter fasten.
Ich bin mir sicher, wäre ihr Luigi Lucheni nicht zuvorgekommen, sie wäre an Unterernährung gestorben!
Wer sich wirklich mit gesunder Ernährung auseinander setzt, der wird relativ schnell drauf kommen, dass es eben doch möglich ist, sich auch mal n Täfelchen Schokolade zu gönnen. Es gilt die Devise, BUNT zu essen, und braun gehört auch zu Bunt dazu (was die Politik ausschließt!). Genauso wie auch eine Sachertorte. Aber eben alles in Maßen. Ein Kilo Gemüse ist auf Dauer auch schädlich und wird, mal ganz unter uns gesagt, auch langweilig.
Letztlich ist „gesunde Ernährung“ wohl ein Esoterik-Sumpf, aus dem es kein Entkommen gibt. Jeder „Guru“ wird dir etwas anderes sagen, und dafür auch noch massig Kohle kassieren (300€ für ein Ernährungsseminar ist da noch ein Schnäppchen). Ich hab Hunger, der Guru Geld durch das verkaufte Vanillepulver. (Ich hab hier noch ein Tütchen im Schrank, mag jemand? Da ist Süßstoff drin!)
Ich spare mir das Geld lieber und ernähre mich ausgewogen, treibe Sport (jetzt endlich wieder), und nehme wieder ab, wie vor der ganzen Rückenkacke. Langsamer, ja. Aber nachhaltiger! Meinem Körper geht es jedenfalls gut.
Ich glaube, richtig oder falsch, gibt es nicht. Bei der Ernährung ist es wie mit den Menschen. Jeder mag verschiedenes. Vegan, vegetarisch, bunt. Essen sollte in erster Linie eines sein. Genuss und Spass. Und wenn wir voller Genuss unseren Kindern zeigen, wie es richtig geht, dann vergeht das auch mit der Unverträglichkeit. Manchmal glaube ich nämlich, es ist eher das schlechte Gewissen als die Intoleranz, wie bei meiner Schwester.
Mein Lieblingsspruch, geht nicht, darf nicht, gibt es nicht!
Weißbrot neben Dinkelstange, ein tolles Paar.
UPDATE:
Und eben auf dem ZDF gesehen, Reportage über „Entschlackungs- und Fastenkuren“. Inhalt:
Was bei einer Entschlackungskur entschlackt wird ist der Geldbeutel. Ein Körper muss nicht entgiftet werden, das macht der selbst. Heißt Leber, Milz und Niere. Man soll sich halt ausgewogen ernähren. Medizinisch haben all diese Kuren keinen Mehrwert. Der beste Satz eines Internisten: Entschlacken ist ein tolles Wort, aber es gibt keine Schlacke im Körper.
Also ich muss sagen, dass ich überhaupt keine Unverträglichkeit habe. Im Grunde kann ich alles essen, vorausgesetzt ich mag es. Lakrize z. Beispiel. Ich könnte es vom Körper her essen, wenn ich es selber mögen würde.
Da geht es meinem Bruder schon schlechter. Vier Jahre jünger ist er und darf so gut wie gar nichts mehr essen, da er sofort mit einer Allergie oder Schmerzen belohnt wird. Glutamat-Intoleranz, keine Tomaten, kein Vitamin C in hohen Mengen, keine Nüsse, keine Chips… Er hat auch noch diverse Krankheiten wie diese Magen-Darm-Krankheit. Der arme Kerl, ich habe echt Mitleid mit ihm was er durchmachen muss, während ich alles essen kann und darf.
Das finde ich auch schlimm, wenn jemand so etwas hat. Der leidet ja dann auch.
Was ich aber erstaunlich finde, wieviele das mittlerweile haben… Angeblich. Da frag ich dann schon, ob das vielleicht Hysterie sein könnte. Hab ich gelesen, hab ich jetzt. Arzt? Brauch ich nicht, stelle selbst die Diagnose. Das der Bauch halt mal weh tut, zieht man gar nicht mehr in Betracht. Sauerkraut zum Beispiel bläht halt. Aber Intoleranz ist halt „in“.
Lakritz mag ich auch nicht