Ich bin nun offiziell eine Rentnerin. Steile Karriere kann ich da nur sagen. Gerade noch voll im Arbeitsleben und schon in der Rente. Und das, ohne ich das ich das wusste seit September 2013. Warum fragt ihr? Ja, Deutschland deine Bürokratie und Gesetze sag ich da nur zu. Vor gut anderthalb Jahren hat mir keiner prophezeien können, dass ich Rentnerin bin. Alle waren noch guter Dinge, dass ich wieder voll einsatzfähig werde. Erst nach dieser blöden Spondylodiszitis wurde es ja noch schlimmer und die Hoffnung wurde geringer. Alle zahlten fleißig Krankengeld. Und dann, oh Schreck, nach 1,5 Jahren immer noch krank… wie wäre es denn jetzt mal mit Arbeitslosengeld. Macht man so, bis man Rentnerin wird. Aber da ich ja immer noch krank war, musste ich Rentnerin werden.

Und oh Wunder, das bin ich aber wohl schon nach sieben Monaten Erkrankungen. Auch wenn da nie jemand was gesagt hat, erste Reha, auch wenn erfolgreich durchgeführt, gilt als Antragsstelldatum.

Und letzte Woche war es soweit, mein Rentenbescheid. Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel. Und nun? Die Tränen versiegten schnell, bringt ja auch nix, wenn ich nicht aus dem Fenster springen will. Als wird nun mein Galgenhumor herausgekramt.

Eigentlich war ich immer eine Spätentwicklerin, spät meine Regel, lange mit Puppen gespielt, sehr spät meinen ersten Freund (der jetzt mein Mann ist). Nun dachte ich mir dann halt mal, ich muss Zeit aufholen und werde nun früher reif. Die Wechseljahr lasse ich aus und gehe mal direkt ins Rentnerdasein über. Doch nun heißt es Geld sparen. Denn Rente ist echt wenig. Eigentlich liege ich unter dem Existenzminimum, aber ich hab ja nen starken, reichen Ehemann, einschränken müssen wir uns nicht. Nur der goldene Löffel im Mund, der muss abgeschafft werden. Und ich spare mit dem Rentnerrabatt habe ich doch auch Vorteile. Weniger Eintritt für Kultur, Rentnerteller im Restaurant. Aber beim Bus muss ich als Rentner mindestens 60 sein. Spitze, zwar Rentner, aber zu jung. Ich fühle mich gemobbt.

Ich tröste mich aber. Ich bin die hippeste Rentnerin, die es wohl gibt. Bunte Nägel, lustige Taschen, Rockmusik.

Wir sind guter Dinge, und wenn ich nicht drei Stunden am Tag arbeite (liegend auf dem Sofa mit dem Laptop meine Bücher tippe) dann können wir mit den Büchern wenigstens ein wenig Geld dazu bekommen.
Und nun nicht lachen, sonst werfe ich den Papierausweis nach euch.

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