Der 12.12. Es ist mitten in der Weihnachtszeit. Eine Zeit voller Zauber. Der Duft nach Zimt und Vanille liegt in der Luft. Überall leuchten Lichter und erhellen die Dunkelheit, die schon um 16 Uhr Einzug hält. Ich mochte diese Jahreszeit immer.
Immer…
Aber es hat sich was verändert. Genau an dem Tag, als die Lichter etwas dunkler wurden, als der Duft von Zimt einen Augenblick Pause machte. Als der Zauber wie durch einen Fingerschnipp einfach vorbei war.

Es ist drei Jahre her. Schon drei Jahre, möchte man meinen. Eine Zeit, die eigentlich alle Wunden zumindest bessern sollte. Es sollte nicht mehr so sehr weh tun.
„Ist es noch immer so schlimm? Komm darüber hinweg.“
Ich ignoriere solche Sätze. Auch wenn sie weh tun.
Denn obwohl es schon drei Jahre her ist, ist es auch erst drei Jahre her. Und sie fehlt einfach überall. Das merken gerade in diesen besonderen Zeiten immer wieder aufs Neue.
Ich wusste, ich will heute was schreiben, weil ich das brauche, weil es für sie ist. Weil ich keine andere Idee habe, wie ich damit umgehen soll.
Klar, ich gehe zum Friedhof heute. Mit Bauchschmerzen und Toni. Aber das reicht mir nicht. Jetzt erst, während ich hier sitze, weiß ich, was ich eigentlich sagen will. Ich lausche der Musik, die aus dem Badezimmer kommt und irgendwie klingen Saschas Lieder alle so traurig heute.

Liebe Mama,

ich vermisse dich, aber ich bin mir sicher, dass du das weißt.
Wir versuchen weiterzumachen und das weiterzuleben, was du uns beigebracht hast. Es ist nicht immer leicht und wir machen Dinge bestimmt nicht immer genauso, wie du es gemacht hast. Aber wir machen alles in deinem Sinne.
Hätte Mama es gefallen, was würde Mama sagen, das wäre was für Mama gewesen.
Du fehlst an allen Ecken und Enden. Gerade jetzt.
Wir sind unendlich traurig.
Heute will ich dir danke sagen. Danke, dass du immer da warst, dass du immer stark warst, dass du uns das Leben verzauberst hast.

Danke Mama, für alles.

Ich gehe gleich auf den Friedhof. Und ich werde das schaffen. Weil ich es für dich tue.

Oben leuchten 1000 Sterne.
Einer von denen bist du.
Wir rufen aus der Ferne,
wir lieben dich, zu.

Autor

kari@kibo.fm

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