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In den letzten Monaten habe ich Geschichten erlebt, die einfach unglaublich sind. Unverschämtheiten habe ich mir gefallen lassen. Ich will abrechenen. Hier ein Vorgeschmackt

 

Durch Schema F gefallen

Vorwort

Eins muss ich vorweg schreiben. Das beinhaltet ja auch schon die Überschrift „Vorwort“.

Dieses Buch ist kein Ratgeber, es soll nicht sagen, was ihr wie bei welcher Krankheit zu tun habt. Denn das kann ich nicht. Ich bin nur Patientin und Arzthelferin. Und nicht jeder Krankheitsverlauf läuft nach Lehrbuch. Es ist alles so individuell, wie der Mensch selbst. Ich will euch nicht sagen wo es die besten Ärzte gibt, welche Therapien am besten sind Auch soll diese Dokumentation keine Meckerei sein, auch wenn ich da vielleicht allen Grund zu hätte.

Vielmehr möchte festhalten, was in den letzten anderthalb Jahren mit mir geschehen ist, damit ich nicht ganz durchdrehe.

Mit Humor, bissigen Bemerkungen und auch einer Spur Selbstironie will ich meine Erlebnisse schildern, wie man als vielleicht nicht „normaler Mensch“ von anderen behandelt wird. Denn ich habe Dinge erlebt, die kann ich selbst kaum glauben. Ungeheuerliches musste ich mir gefallen lassen, nur weil ich nicht in Schema F passe, und das nicht nur im medizinischen Bereich.

In den letzten Monaten habe ich mich immer wieder über mich selbst geärgert, dass ich nie meinen Mund aufgemacht habe, denn eigentlich kann ich gut kontern. Aber sobald da ein Gott in Weiß vor mir sitzt, scheine ich meine Zunge verschluckt zu haben, es will einfach keine Spitze raus.

Dieses Buch soll mir dabei helfen, mal alles auf einmal los zu werden und vielleicht Menschen den Mut geben, die ähnliches durchmachen wie ich, mal bei Ärzten deren Kompetenz und Menschlichkeit zu hinterfragen und ruhig auch mal Kontra zu geben. Denn es sind auch nur Menschen, die sich manchmal echt überschätzen.

Ich bin nicht nur Patient, sondern Mensch, und das möchte ich respektiert wissen.

Ich werde keine Namen der Ärzte nennen, keinen schlecht machen, sondern nur meine Sicht der Dinge schildern. Ich hoffe, ich werde euch gut unterhalten.

 

Kapitel 1 – Weit geht es erst einmal in die Vergangenheit

Um die letzten Monate besser zu verstehen, muss etwas ausholen.

Ich bin dick. Damit meine ich jetzt nicht ich hab eine Problemzone, das vielleicht der Po ein wenig schwabbelt oder die Hüfte zu rund ist. Ich meine damit auch nicht, oh nein, Ich brauch eine Größe 40, ich bin eine Übergröße. Und ganz sicherlich will ich damit auch nicht sagen, wenn ich zwei Gummibärchen gegessen habe, setzt es gleich am großen Zeh an. Ich bin wirklich dick. Das war ich schon immer und ich werde dieses „Problem“ auch immer mit mir herumschleppen. Welch tolles Wortspiel.
Aber ich habe das nie als Problem gesehen, wohl aber meine Umwelt. Von Kindesbeinen an musste ich mir Sticheleien, Lästereien und Gerede anhören.

Am liebsten ist mir dieser Satz:

„Fühlst du dich denn wirklich wohl, so wie du bist? Bist du glücklich?“

Das ist auf jeden Fall eine Fangfrage, das habe ich in den letzten Jahren gelernt.
Es ist nämlich egal, was du antwortest, es wird dir immer negativ ausgelegt.

Sage ich überzeugt, ja natürlich, ich bin glücklich so wie ich bin, dann wird dagegen geredet.

„So kann man sich doch nicht wohlfühlen, denn Dicke lügen, wenn sie das sagen.“

In diesem Moment fragst du dich allen Ernstes, warum du denn dann überhaupt gefragt wirst. Die scheinen die Antwort doch eh schon zu kennen. Und das ich lüge, das lass ich sie einfach mal glauben.

Dabei meine ich das wirklich. Ich fühle mich wohl, denn ich habe Menschen, die mich lieben, gehe meinen Hobbies nach und lebe so wie ich bin. Aber ich kann natürlich nicht dauerglücklich sein. Das kennt sicher jeder. Die Haare liegen nicht, der Pickel auf der Stirn macht mich zum Einhorn und ich finde einfach nichts zum Anziehen im Schrank, obwohl da zehn Hosen liegen.

Dann habe ich natürlich auch mal einen Nicht-Wohlfühl-Tag. Wenn dann sage, ich fühle mich nicht so wohl, heißt es gleich, ja dann nimm doch ab.

Erst dann verstehe ich, die meinen gar nicht mich, sondern reden wieder über mein Dicksein. Die meinten nicht, ob ich schlecht geschlafen habe, oder mich ärger, das meine Schuhe kaputt sind. Wenn man mal einen Tag nicht freudestrahlend durch die Gegend geht, dann ist immer gleich das Gewicht dran schuld. Was anderes kann es nicht sein.

Fazit: Ich als Dicke kann also nicht glücklich sein. Das kann sich ein Großteil der Bevölkerung nicht vorstellen.

Schön, dass ihr das nicht könnt, aber ich kann das. Ich bin nämlich ich, und ich kenn mich wohl am besten.

Und die Frage nach Diäten?

Klar habe ich das schon gemacht, immer mal wieder. Aber heute nenne ich das nicht mehr Diät, sondern ich achte auf eine ausgewogene Ernährung. Das mache ich nicht, weil ich mich mit mir Unwohl fühle, sondern weil ich eine ausgewogene Ernährung wichtig finde.
Mit dem Abnehmen klappt das dann mal, mal auch nicht. Aber hey, ist doch egal, denn es würde mich nicht ändern. Ich will in meinem Leben glücklich sein, und wenn ich jedes Mal über das Gewicht nachdenken würde, würde ich mich das irre machen. Das ist mir zu anstrengend, denn ich habe andere Ziele, die mir ein erfülltes Leben bescheren sollen.

Mit diesem Hintergrund können wir auch gleich in meine letzten anderthalb Jahre einsteigen.

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