41. Drehung

Wenn es Sonntags Mittags an der Tür klingelt, dann kann das nie was gutes bedeuten, es sei denn man erwartet Besuch.

Vor zwei Wochen klingelte es bei uns. Unsere neue Nachbarin von drüber klingelte bei uns, wir wären zu laut. Ich stand da, wie vom Donner gerührt. Wir hatten weder laute Musik, noch irgendwelche Partys. Alles war Zimmerlautstärke, normale Geräusche, die Leben halt verursacht.

Schnell kam raus, dass ihr Sohn über unserem Zimmer schläft, in dem wir Radio machen und da hört man wohl alles, was wir reden. Außerdem würde sie uns immer hören. Die Wohnung seien halt sehr hellhörig. Ab 20 Uhr sollten wird doch vermeiden in diesem Zimmer zu reden, da Sohnemann sonst immer wach werden würde.

Wir haben nun alles uns möglich getan, um ihr entgegenzukommen. Die Zimmer wurden samt Möbeln einfach getauscht. Seitdem kam auch nichts mehr und ich denke, dass das wirklich an unserem WC Schacht liegt, der für Luft sorgt und 7 Etagen miteinander verbindet.

Ich könnte mich doch eigentlich entspannen. Aber es gelingt mir nicht. Bin ich zu laut, hört man mich? Das ist unglaublich. Ich fühle mich in meiner eigenen Wohnung unwohl und denke immer, wenn es über mir poltert, denn laut können die auch, dass wir gemeint sind.

Warum gelingt es mir nicht, mich zu entspannen. Ich bin doch sonst sehr eher taff und lass mich nicht unterkriegen. Und ich wäre ja nicht mal im Unrecht, denn wir halten die Nachtruhe ein. Es zeigt sich wohl mal wieder. Ich bin ein dummes Schaf, immer auf Harmonie bedacht. Und es kratzt an meinem Befinden, wenn ich andere in ihrem Frieden störe. Denn obwohl ich mir nichts sagen lasse, möchte ich doch mit anderen gut auskommen. Sie dürfen denken, was sie wollen, aber nicht böse auf mich sein.

Määääh, ich bin ein Schaf.

1 Kommentar

  1. Hmm… eins frage ich mich: Eure neuen Nachbarn sind frisch eingezogen, ihr wohnt schon zig Jahre dort und sie meckern euch an? In was für einer Welt leben wir denn? Ich kann es zwar verstehen, aber bitte… Ich persönlich würde mir das nicht gefallen lassen. Wenn man ständig an an der Tür klingelt, weil es angeblich zu laut war, dann tut man natürlich was daran, dass es aufhört. Wenn die Nachbarn aber trotzdem ständig wiederholt klingeln, weil es in ihren Ohren zu laut war, dann sollten sie vielleicht ihre Ohren mal auf richtige Lautstärke untersuchen lassen. Ich habe keine Worte für.

    Aber das mit dem Wohlbefinden kenne ich auch aus dem Berufsleben. Ich bin immer stets freundlich zu meinen Fahrgästen, tue alles, damit sie das Gefühl haben sicher und bequem ans Ziel zu kommen. Ich bremse nicht abrupt, ich fahre sanft an und halte mit der 1. Tür vor deren Nase, einen besseren Service kann es in meinen Augen nicht geben. Selbst während meiner Standzeit öffne ich die Türen und lasse die Fahrgäste bereits in den Bus, auch wenn ich erst zehn Minuten oder später abfahre. Wenn ich aber oft dafür noch nichtmal ein einfaches „Danke“ bekomme, kommt mir echt die Galle hoch.

    Mir ist es bereits auch passiert: Ich habe versehntlich eine Haltestelle übersehen, Ärger ist verständlich, diesen aber mit vollsten Wut mit großes Geschrei alá „Immer das selbe mit Euch scheiß Busfahren!“ mir entgegenzurufen, find ich echt unfreundlich. Alle rufen sie: „Busfahrer sind alle scheiße und unfreundlich!“, kann stimmen, aber woran liegt das Wohl? Ganz bestimmt nicht an den Busfahrern selbst. Die Erfahrung mit den Kunden machts aus. Je mehr Wut dir zurückkommt, umso weniger tut ein Busfahrer für seine Fahrgäste, weil er weiß, dass eh nichts positives dabei zurückkommt.

    Wenn ich mal wieder von Autofahrern dumm angemacht worden bin oder die Fahrgäste wieder ihren Frust an mir auslassen wollen, ist mein Befinden auch nicht grade mehr die Beste. Dann könnte ich den Bus sofort abstellen und nach Hause gehen, weil ich danach auch keine Lust mehr aufs Arbeiten habe.

    Was mir ein schlauer Lehrfahrer mal gesagt hatte, war eine Weißheit, die wie folgt lautet: „Steh drüber, der Fahrgast ist eh an der nächsten Haltestelle wieder ausgestiegen. Sollen die doch blubbern, du musst Dir einfach denken, dass Du alles richtig gemacht hast. Falls wieder ein dummer Spruch kommen sollte: links rein, rechts raus. So einfach.“

    Vielleicht bin ich noch zu neu, oder mein Gemüt will sich damit nicht anfreunden, ich mache mir trotzdem immer über die Geschehnisse Gedanken. Egal ob ich jetzt nun alles richtig gemacht habe oder nicht. Das was ich am Ende des Dienstes will, sind zufriedene Fahrgäste, die ohne Geschrei und Gemecker an ihr Ziel gekommen sind…

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