Diese Fragen kenne ich nur zu gut. „Boah, du bist aber dick, warum bist du so dick?“
Ich bin erstmal dankbar für soviel Aufmerksamkeit meiner Mitmenschen. Ehrlich. Ich bin dick? Danke, vielen Dank, dass wusste ich nun wirklich nicht. Hätten mir diese Menschen das nicht gesagt, ich würde wirklich immer noch glauben, ich sei eine Barbiepuppe mit Maßeinheiten. Und ich dachte wirklich meine Spiegel zu Hause machen mir was vor. Ich meine, ich hab ja einen Spiegel zu Hause, aber dem kann man doch echt nicht trauen. Der schummelt doch immer. Aber jetzt weiß ich es, ich bin dick. Supersache. Dankeschön.
Und wenn dem nicht genug ist, dann geht es weiter mit den Vorurteilen, die man so als Mensch hat. Und jetzt mal ehrlich, die haben wir alle. Erste Eindrücke, die Schlußfolgerungen hinter sich herziehen. Bei allen Menschen und Bilder. Wir sehen was und denken uns unseren Teil, ich nehme mich da nicht aus. Aber zumindest bei dem Thema Dick sein kann ich mitreden. Ich weiß was man für Vorurteile hat und kann sie nicht bestätigen.
Was habe ich nicht schon alles gehört. Du isst zuviel, du frisst doch immer Schokolade, du bist faul, Dicke Stinken, Dicke können sich nicht bewegen, Dicke können nicht glücklich sein.
Was soll ich dazu sagen? Da bleibt mir echt die Spucke weg.
Einige Vorurteile nehme ich mir in den nächsten Wochen vor. Heute bleibe ich im Thema Ernährung. Ich fresse zuviel, ich esse das Falsche. Natürlich spielt das Essen immer eine Rolle. Aber ich kann euch versichern, ich bin nicht dick, weil ich unkontrolliert irgendwelche Sachen in mich reinstopfe. Natürlich esse ich auch mal Schokoladen, mag Kuchen, esse gerne deftig. Aber ich sitze nicht mit dem Nuttellaglas auf dem Sofa, vollgeschmiert am Mund, in Jogginghose und um mich herum die Süßigkeitenabteilung des Supermarkts, wie man bei meinem Anblick vielleicht meinen möchte.
Viele Studien haben es gezeigt, dass die Gene viel ausmachen. Es gibt zwar auch die Fraktion, die sagen, nein, dass ist nicht so, aber ich versichere euch, ich kann es beweisen. Schaut man sich in meiner Familie um, gibt es viele Matronen, die unabhängig vom Standort und Nachnamen echte Matronen sind. Auch die Kriegsfamilien, also Uroma, davon Tanten und so weiter sind echte Wuchtbrummen gewesen. Und da sag mir mal jemand, dass diese Frauen und auch teilweise die Männer im Übermaß zu fressen hatten. Meine Uroma hat sicher nicht stopfend aufm Sofa vorm Fernseher gesessen und ist davon fett geworden. Das mit der Beleibtheit ist auf jeden Fall zum Teil genetisch. Das soll auf keinen Fall eine Entschuldigung sein. Jedoch erklärt es, warum ich nur was anschauen muss, was dick macht, und die Hose kneift. Aber mir verlangt es einiges mehr ab, abzunehmen, als Menschen, die was essen und sofort verdauen, wie so mancher in meinem Freundeskreis. Ich muss halt einfach mehr Disziplin an den Tag legen.
Und noch etwas hat es mir immer schwer gemacht. Diese Voruteile und Sticheleien, diese Beschimpfungen und das Mobbing, die waren verletzend. Und was süßes im Mund brachte Trost. Ich konnte das damals eben nicht anders kompensieren und auch heute kommt immer mal wieder diese Strategie an den Tag, auch wenn ich viel selbstbewusster als früher bin. Manchmal kommt es eben noch vor, dass bei Frust und Traurigkeit, nach Streits oder Unstimmigkeiten um Freundeskreis, Schokolade mein Tröster ist. Menschen, die besser verwerten, denen macht das sicher nichts auf der Waage aus, mir als genetisch vorbelastete Dicke aber schon.
Ich bin eben keine Strichmännchen Barbiepuppe. Damit habe ich mich abgefunden, aber eine Elfe, die kann ich werden. 😉