Heute war Chorprobe. Ich freue mich wirklich, dass ich mich für diesen Chor entschieden habe. Ich gehe darin auf, fordere mich und neben dem Gesangsunterricht ist es eine tolle Möglichkeit etwas aus eigener Kraft zu leisten. Ich betrachte das Singen als Therapiebegleitung um mich mit meinen Rückenschmerzen zu arrangieren und irgendwann trotz der Schmerzen vielleicht wieder stundenweise Arbeiten zu gehen. Ich liebe alles an dieser Herausforderung.
Ich atme in die Schmerzen, muss sie zum Singen zulassen und es lenkt, so paradox das auch klingt, von den Schmerzen ab.

Heute war die letzte Chorprobe vor den Ferien. Und irgendwie war alles anders. Wir sind durch einen anderen Eingang hinein gegangen und während wir eintraten mussten wir unsere Namen nennen, damit wir abgehakt wurden.

Denn irgendwie wurde in ganz Bielefeld demonstriert. Eine rechte Demo „Bielefelder Bürgerwille“ und natürlich dazu eine Gegendemo „Bielefeld stellt sich quer“.

Zunächst gestaltete sich die Porbe ganz normal. Lockern, einsingen, bewegen. Als wir uns dann Stühle holen sollten kam die Ansage, die Theatermitarbeiter treffen sich auf dem Balkon um gegen die rechte Demo zu singen. Und wir als neuer Chor wurden dazu eingeladen mitzumachen. Irgendwie witzig, denn mit einer Dame hatte ich mich vor Beginn der Probe noch darüber unterhalten, dass wir ja gegen die am Rathaus ansingen könnten. Nun bekamen wir die Chance.

Pünktlich als die braune Masse zum Rathaus abbog stellten sich alle Sänger und einige Blechbläser auf den Balkon und sangen in einer endlos Dauerschleife „Freude schöner Götterfunke/Ode an die Freude“

Schilder mit „Diesen Kuss der ganzen Welt“ wurden hochgehalten. Ein Banner mit der Aufschrift „Für Toleranz und Weltoffenheit“ wurde ausgerollt.

Ich sang natürlich, wie alle anderen, aus voller Brust mit. Und obwohl es brütend heiß in der prallen Sonne war erfasste mich eine Gänsehaut. Es war so ergreifend. Wir waren tatsächlich lauter als die rechte Demonstranten. Man spürte eine Art Magie und Stärke auf diesem Balkon. Man fühlte sich gut, man lächelte, wir hielten zusammen. Völlig Fremde, die zufällig im Theater zu dieser Zeit waren, sangen gemeinsam gegen etwas an. Ohne Gewalt trugen wir die Botschaft nach Draußen: „Alle Menschen werden Brüder, wo dein sanfter Flügel weilt“. Etwa 30 Minuten, bis die Demonstranten endlich mit ihrer Kundgebung zu Ende waren, sangen wir immer wieder das Lied und hielten das passende Zitat aus Schillers Gedicht „An die Freude“ hoch.

Der erste Auftritt unseres Chors sozusagen.
Ich fand diese Aktion richtig gut, denn genau das will das Chorprojekt „One Voice“ ja zeigen. Wir sind weltoffen, eins in der Musik und gemeinsam klingen wir wie eine Stimme.

Auch ein erster richtiger Auftritt steht schon an.

Am 18. September zum Abrahmefest in Bielefeld.

Religionen, die sich aus dem alten Testament entwickelt haben feiern dieses Fest das 4. Mal. 2011 bekam Bielefeld dafür sogar den Integrationspreis verliehen. Juden, Christen und Muslime, also alle die, die Abraham als „Urvater“ ihrer Religion ansehen, feiern gemeinsame ihren Ursprung des Glaubens. „One Voice“ tritt  zu diesem Anlass am 18. September im „Theater am alten Markt“ auf.
Ich freue mich so sehr darauf. Das ist genau das, was ich machen wollte.

Alle diese Erfahrungen zeigen mir, dass meine Idee „Sing lauter“ einfach goldrichtig ist.

Dazu berichte ich euch bald mehr. Aber im Grunde ist es das, was ich heute erlebt habe. Lauter im Singen sein, als die, die einen Mobben.

Wie ich das starte, weiß ich noch nicht. Wenn ihr Lust auf so ein Projekt habt und mir helfen möchtet, dann meldet euch doch einfach bei mir. Oder postet mir einfach unter diesen Beitrag.

<3

Ich wünsche euch einen tollen Sommer voller Musikgefühl!

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