Dieses ist heute kein klassischer Blickwinkel, oder vielleicht auch doch. Dies ist mein Vorwort, meine Anastasia, meine Kunstfigur, erwacht zum Leben. Und trotzdem ist sie ein Teil von mir, weil sie vieles von meiner Denkweise bekommen wird. Sie stellt sich manchmal die gleichen Fragen wie ich, ist manchmal Balla im Kopf und mag rosane Einhörner. Und trotzdem ist sie eine ganz eigenständige Person. Was ich bin, was nur ich bin, das findet doch einfach selber raus. Und meine Freunde… Ich bin gespannt ob ihr meine Gedanken wiederfindet.

Ein Hinweis. Dies ist eine absolute Rohfassung, noch nicht lekotriert, ausgearbeitet oder korrigiert. Es soll ein Vorgeschmack auf meine neue Art zu schreiben sein und eine Demonstration meiner Idee. Es ist so ganz anders als alles, was ich sonst schreibe, wie ich sonst schreibe. Obwohl, auch das ist so nicht richtig. Wer regelmäßig meine Waffelabenteuer liest, weiß, wie ich ticke ;). Und nun viel Spaß.

Mein Leben ist ein rosa Einhorn-Hof

Vorwort

Ein Vorwort. Warum schreibe ich denn so etwas? Warum muss ich in einem Buch ein Vorwort schreiben? Zur Erklärung? Hallo, dieses ist ein Buch und wenn Sie es lesen, sind sie selber schuld? Aber dass dieses hier ein Buch ist, das sollte man ja sehen. Gut, das setzt natürlich voraus, dass sie die Taschenbuchausgabe in der Hand halten. Aber ich frage mich gerade, wenn sie das in technischer Form gerade lesen. Auf diesen neumodischen eReadern oder auch Tabletts. Da sieht das sicher schon anders aus, da kann man ja viel mehr lesen, als nur ein Buch.

Okay, mein Verleger meint, wenn ich ein Buch schreiben will, dann soll da bitte auch ein Vorwort rein. Er sagte, man nenne es auch Prolog. Aber ich musste sofort an meinen Exmann denken, ein Proll vor dem Herrn, der log auch ständig. Unter diesen Voraussetzungen wollte ich so etwas auf keinen Fall schreiben. Vorwort fand ich da die bessere Wahl. Und ich müsse es schreiben, weil man das ebenso macht. Jedes gute Buch hat ein Vorwort.

Na gut, ich will schließlich ein gutes Buch schreiben. Denn ich bin gut, einmalig und einfach großartig. Wer ich bin? Das steht doch vor diesem Wort. Auf dem Cover. Ah, ich glaube daher auch das Wort, VorWort. Das Ist das, was vor den Wörtern steht. Der Titel und die Autorin. Was kommt also vor dem Wort. Blättert doch mal vor (das geht bei denen mit Taschenbuch auf jeden Fall einfacher, Pech für alle, die elektronisch lesen!). Und was ist da? Richtig, erstmal leere Seiten, dann ein paar Zahlen und ganz vorne ein buntes Bild. Und da steht ein Name.

Anastasia von der Augenweide zu Potpourri. Das ist nicht nur der Titel meines Buches, das bin ich höchstpersönlich. Wir lesen ihn nochmal, gemeinsam. Anastasia von der Augenweide zu Potpourri. Anastasia zu Potpourri reicht aber, ich will ja nicht, dass sie, meine werten Leser nachher keine Luft mehr haben, am Ende des Vorworts.

Ich habe so das leise Gefühl, doch zu erahnen, was ich in dieses Wort vor dem Buch schreiben könnte. Wie wäre es denn, wenn ich mich Ihnen vorstelle? Ich meine, es geht ja auch schließlich um mich. Da käme es doch reichlich unhöflich rüber, wenn ich nicht sage wer ich bin.

Mein Name ist Anastasia von der Augenweide zu Potpourri. So hieß ich an meiner Geburt bis zum meinem 22. Lebensjahr. Im Jahr 1998 ehelichte ich nämlich oben genannten Ex-Mann. Lorenz Stich. Er wollte meinen Namen nicht annehmen, meine Eltern bestanden jedoch darauf, dass ich meine Adelstitel in jedem Fall behalten müsse, wenn ich schon unter unserem Stande heiraten wolle. Und es kam wie es kommen musste. Drei Jahre hieß ich mit vollem Namen Anastasia von der Augenweide zu Potpourri Stich. Aber wie Sie ja wissen, hielt diese Ehe nicht lange. Schnell kam raus, dass der feine Herr Lorenz Stich nur zum Stich kommen wollte, weil er sich viel Geld und so versprach. Da hatte er aber die Rechnung ohne meine Eltern Berthold und Ottilie gemacht (den Nachnamen dürfen sie gerne in Gedanken einfügen, ich denke der würde hier den Rahmen sprengen). Meine Eltern hielten mich nämlich an sehr kurzer Leine. Ich musste für mein Einkommen selbst aufkommen, genauso wie Lorenz. Geld aus dem Potpourischen Vermögen gab es nur, wenn wir spurten und alles nach deren Zufriedenheit lief. Was bei mir äußerst schwer war. Denn ich brauchte nicht unbedingt das viele Geld. Ich lebte mit Lorenz im Obergeschoss der Villa meiner Eltern, zwölf Zimmer, ein Pool und ein Porsche mit Faltdach. Das nannte ich meins, ich musste nicht hungern, ach, Lorenz übrigens auch nicht, obwohl ich schnelle merkte, dass er eine Schalentierunverträglichkeit hatte. Jedes Mal wenn es Escargot gab, wurde er ganz grün im Gesicht. Ich kann mir bis heute nicht erklären warum.
Ich weiß nicht, ob Lorenz dafür eine Entschädigung erwartete. Aber er war mit dem, was wir schon hatten, nicht zufrieden. Er wollte mehr. Als das jedoch nicht kam, lernte er einen jungen Asiaten kennen. Er gestand mir, eigentlich gar nicht auf Frauen zu stehen, er wolle mich zwar als gute Freundin nicht verlieren, aber er könne unmöglich mit mir zusammen sein.
So kam es zur Scheidung, dank Ehevertrag, den er wohl unwissend oder ohne das Kleingedruckte gelesen zu haben, unterschrieben hatte, bekam er ein Jahr lang jeden Freitag Essen aus unserer Küche zu sich nach Hause gebracht. Und man kann meiner Familie auf keinen Fall vorwerfen, sie hätten sich in diesem Jahr nicht gut um Lorenz gekümmert. Sie haben alles an Kosten aufgebracht, was man sich denken kann. Es gab freitags die leckersten Köstlichkeiten von unserer Köchin zubereitet. Ich kann mich aber entsinnen, dass es in der Zeit ungewöhnlich häufig Escargot gab. Und sie glauben gar nicht, wie teuer so kleine, schleimige Viecher sein können. Wenn man es hochrechnet hat Lorenz doch noch ein nettes Sümmchen nach der Scheidung abgesahnt. Ob es ihm gemundet hat, weiß ich jedoch nicht.
Aber vielleicht mochte sein neuer Partner ja Schnecken lieber als er. Ich weiß, dass sie mittlerweile verheiratet sind. Lorenz und Wu Tan Stich-Ling. Manchmal ist das Leben doch herrlich ironisch. Finden sie nicht?

Ich sollte meinen Eltern nicht auf der Tasche liegen. Ich hatte keine Wahl, wenn ich Luxus in Anspruch nehmen wollte, musste ich das tun, was sie sagten. Es gab Geld, wenn ich einen Beruf erlernte. Ich war zwar immer der Meinung, dass zwei Adelstitel und ein volles Konto von Papi zum Leben reichten, aber meine Eltern wollten, dass ich „den Ernst des Lebens“ kennenlernte. Was handfestes, ordentliches sollte her. Und Adel stand nun mal nicht in der Zeitung als ordentlicher Lehrberuf. Eigentlich wollte ich immer einer große Fotografin werden. Sie wissen schon. Kritische Gesellschaftsfotografie, immer mit dem nackten Finger auf die Missstände der Welt hinweisen. Aber auch des ist halt kein Ausbildungsberuf. Ich brauchte eine Alternative. Da meine Fotos in unserem städtischen Fotoatelier nicht ankamen, ich glaube, der Inhaber mochte die Bilder mit Hundekacke unter den Prada Schuhen nicht, oder er verstand einfach die Bildbotschaft nicht, entschied ich mich dazu, Journalistin zu werden. Ich studierte und arbeitete nebenbei bei einem kleinen, örtlichen Provinzlokalblatt. Immer mit der Hoffnung, dass ich es bald in die weiter Welt schaffen würde und meine Fotografie mit meinem Job zusammenbringen könnte. Was soll ich sagen. Ich habe es… nicht geschafft. Mit 39 arbeite ich noch immer bei diesem Käseblatt, habe eine eigene Kolumne. Die ist jedoch recht beliebt. Es ist die Rubrik für Teenager. „Frag Anastasia“ heißt die. Ich bekomme die großen und kleinen Nöte von unserer pubertierenden Bevölkerung und darf mich mit Pickeln, Kondomen und den perfekten Selfies auseinandersetzen. Zumindest hält dieses jung.

Nach Lorenz kam kein Mann mehr in mein Leben. Meine Eltern sind schon ganz verzweifelt. Ein Erbe soll doch langsam her. Ich solle mich ran halten. Das sagt mein Vater ständig. Er hat sogar schon gedroht den Geldhahn zuzudrehen. Bisher hat mich das nicht beeindruckt. Wie gesagt bisher.

Und nun wird es Zeit, dass ich mein Buch beginne. Genug des Vorwortes. Sie haben alle nötigen Informationen, die Sie brauchen, um mir in eine Woche zu folgen, die aus mir einen ganz neuen Menschen gemacht hat.“

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