Das letzte Wochenende war für mein Musikgefühl eine wahre Herausforderung.
Es brachte mir Gänsehaut vor Freude, aber auch einen Kloß in den Hals vor Wut. Und das alles innerhalb von 6 Stunden.
Aber lasst mich doch mal von Anfang an erzählen.
Am Samstag war es wieder soweit. Die erste Chorprobe mit „OneVoice“ fand statt. Darauf hatte ich mich so gefreut. Die Proben für das Abrahamsfest in Bielefeld am 18. September starteten jetzt.
„Ode an die Freude“ war das erste Lied, was wir probten. Und ich in meinem geliebten Sopran, der nach 1,5 Jahren Gesangsunterricht alles andere als piepsig und klein klingt.
Ich stellte mich, wie ich das also immer machte, in die letzte Reihe, sang immer erst zurückhaltender mit, traute mich aber mit jedem Mal mehr.
Eine Dame aus der Alt-Stimme fühlte sich dort gar nicht wohl und kam während der Probe ebenfalls in den Sopran. Auch hier fiel es ihr schwer die Töne zu halten und zu kriegen.
Die Dame, hinter der ich schon die ganze stand und der ich somit unweigerlich ständig ins Ohr sang, schubste den Neuankömmling neben sich und sagte.
„Hier, sie kann toll singen, die hält die Töne so schön. Hör mal wie sie das macht, das wird dir helfen.“
Verwirrt. Sie meinte mich.
„Du singst wirklich toll, du hast eine ganz zauberhafte Stimme.“
Das, muss ich einfach mal sagen, ging runter wie Öl. Und spornte mich an. Es bestätigt mich, dass es das richtige ist, was ich da gerade tu.
Und genau deswegen freue ich mich nun noch viel mehr auf den Chorauftritt im Theater am alten Markt. Ich hab mir ein neues schwarzes Kleid gekauft, weil wir als Choroutfit alle was Schwarzes tragen sollen und dazu einen roten Hingucker. Das Tuch hat mir nun meine Mama gegeben.
Beflügelt von diesen Ereignissen ging es dann zum nächsten musikalischen Termin. Der Auftritt mit 2 eigenen Songs bei Kunst gegen Bares. Eine offene Bühne für Künstler jeder Art.
Sascha und ich stellten uns also als Pricefield vor und nahmen zwei unser eigenen Songs mit.
Mutig und voller Elan sangen wir, ganz ohne Mikro, weil nur eines vorhanden war und erfüllten den Raum.Ich fand es toll. Und ich glaube auch die Menschen waren sehr zufrieden. Die Gesichter sahen entspannt aus, der Applaus war gut und zum Schluss kamen für neun Minuten Einsatz für was eigenes ganze 10.22 Euro rum.
Ein paar Menschen schien das, was wir das gemacht haben, gefallen zu haben, auch wenn wir damit nicht gewonnen haben. Aber so ist das Leben. Was neues hat es immer schwer.
Ich hatte richtig viel Spaß und ich mache weiter mit Sascha, dem Chor und allem anderen.
Auch die 2 Männer, die sich das Lachen verkneifen mussten und hochrote Köpfe bekamen, weil irgendetwas tierisch lustig war, haben Freude an unserem Auftritt gehabt. Zumindest habe sie sich lachend amüsiert. Schade das wir keine Comedy-Truppe sind, dann hätten sie auch laut loslachen dürfen. So mussten sie mit ihrem Zwerchfell leise Impulskontrollübungen machen. Das tat sicher später weh.
Wenn Musik die Massen spaltet, dann hat man es geschafft, sagt Jasmin. Denn nichts ist schlimmer, als mit dem Gefühl, ist mir egal, gehört und wahrgenommen zu werden. Gute Musiker provozieren und haben sowohl Menschen, die es mögen, aber auch die, die es hassen oder eben nur urkomisch finden.
Hurra, ich habe eine Chance ;).
Also, ihr lieben Männer mit dem Sauerstoffmangel, ich danke euch, dass ihr mich, uns, wegen was auch immer ausgelacht habt. Wir sind also auf dem richtigen Weg. Und mit 10 Euro haben wir nicht nur Geld sondern auch ein wenig Selbstvertrauen kassiert. Denn das Geld kam freiwillig von Menschen, die das honoriert haben, was wir tun!