Gestern waren wir endlich auf Libori. Eine große Kirmes in Paderborn. Das war jedes Jahr Mamas traditonelles Pflicht-Kulturprogramm.
Dieser Blogbeitrag ist also sowohl meine Löffel-Liste als auch ein Mama-Lächeln Text.
Paderborn, Mamas Heimat. Bevor sie Krankenschwerster werden durfte, hat sie mit zarten 14 Jahren eine Ausbildung in Hauswirtschaft gemacht. Dafür ist sie von Schloß Neuhaus nach Paderborn gezogen. In ein „Mutterhaus“. Unter Nonnen hat sie mit weiteren Mädchen gelernt zu kochen, zu putzen, aber auch Menschen zu pflegen.
In unmittelbarer Nähe zum Dom wurde sie im Krankenhaus eingesetzt, und auch bei den Kirchenleuten, Diakonen, Pfarrern, hat sie im Haushalt geholfen und ihre zwei Jahre gelernt.
Sie hat immer viel davon erzählt und war mit den Mädchen immer in Kontakt. Regelmäßig haben sie sich zu „Klassentreffen“ getroffen.
So wunderte es wohl nicht, dass sie jedes Jahr wieder auf Libori gefahren ist. Seine Jugend aufleben zu lassen und Dinge zur Tradition zu machen, die einem wichtig sind, dass kann ich so gut verstehen, denn mir geht es genauso. Ich will, dass diese Tradition bestehen bleibt. Es war gestern wirklich anstrengend. Vor allem emotional, ich hatte mir vorgenommen Pommes zu essen, nicht mal das konnte ich. Der Kloß im Hals war einfach viel zu groß. Letztes Jahr haben wir die letzten Fotos im Paderquellgebiet hinterm Dom gemacht. Wir waren mit dem Zug gefahren und wurden später am Parkplatz abgeholt. Dort entstanden die Bilder von Mama und Ella beim Waffelessen und wie sie am Tisch gesessen haben und Ella den Geschichten von Mama lauschte. Viele Erinnerungen hingen da gestern dran. Und mir war es wichtig, wenigestens ein paar neue Fotos zu machen, um mehr Erinnerungen zu schaffen. Deswegen machte ich gestern meine ersten Bilder im Paderquellgebiet. Mit einer Ella, die überall draufkletterte und total aufgedreht vor Aufregung war.
Wir liefen am Dom entlang, immer geradeaus, über den Pottmarkt, der rund um den Dom Leckereien aber auch Killefit und Kinkerlitz verkauft und sind hoch zum Liboriberg. Dort hatte sich fast nichts verändert. Doch, eine Kleinigkeit. Anstatt des Kettenkarussells stand dort irgendetwas neues am Ende der Straße. Aber Mamas Losbude, an der sie einfach jedes Jahr Lose gekauft hat, die stand wie immer genau dort. Dieses Jahr wären es Einhörner gewesen. Mama wäre entzückt gewesen. Sie liebte eben Kinkerlitz. Sie hat sich gerne damit umgeben.
Wir haben Slush getrunken, Ella hat Enten geangelt, aber wir haben auch das Riesenrad besucht. Mama hat das eigentlich nie gemacht. Aber ich brauchte das, für mich. Für das Gefühl, ihr nahe zu sein. Paderborn von oben sehen, dem Himmel so nah. Ich kann das gar nicht richtig beschreiben. Aber es war mir wirklich wichtig. Und es tat so unendlich gut. Ich habe geatmet, wir haben ihr gewunken und über sie geredet.
Dieses Mal hatte ich allerdings nicht ihre Schuhe an. Und dennoch war sie dabei. Denn ich hatte mir das pinke Kopftuch in die Haare gebunden, welches wir letztes Jahr auf Libori gekauft hatten, weil es so unendlich heiß war. Sie hatte eines in grün, und ich das in pink. Die Leute haben mich schräg angeschaut. Aber mir war das egal. Sollen die Leute doch denken von mir, was sie wollen. Ich habe getan, was mit gut tat. Es war voll, mir machte es das erste Mal nicht viel aus. Wir hatten Spaß und ich glaube Mama hat zurückgewunken, als wir oben die Riesenradfahrt pausiert hatten, weil unten Menschen aus- und einstiegen. Das Leben pausierte für einen kurzen Moment in schwindelerregender Höhe und ich konnte tief einatmen. Ich habe inne gehalten und an sie gedacht.
Mama, nächstes Jahr fahre ich wieder auf Libori, versprochen.
Löffel-Liste, Libori Riesenrad Fahrt: Checked