Ich kann mit Fug und Recht, dass ich nicht das musikalische Genie oder ein Naturtalent im Singen bin. Das stellte ich schon in der Grundschule fest. In der dritten Klasse konnte man für den Chor vorsingen. Und da ich schon immer gerne gesungen habe, wollte ich als Kind natürlich in den Schulchor, auch wenn das hieß, zwei Stunden mehr die Woche Unterricht.
Alle meine Mitstreiter sangen „Alle meine Entchen“ und alle wurden auch genommen. Ich war schon immer eher der Rebell und sang „Bruder Jakob“. Vor allen meinen Mitschülern wurde mir ein Nein gegeben und als Ratschlag, ich solle einfach dieses Schuljahr über den anderen beim Singen zuhören und lauschen und es einfach im nächsten Jahr noch einmal versuchen.
Das tat ich auch. Mein Ehrgeiz half mir im Endeffekt, am Ball zu bleiben und es im folgenden Schuljahr noch einmal zu versuchen. Und ich habe es geschafft. Weil ich geübt habe, weil ich es schaffen wollte. Nicht, weil ich so ein wanhsinniges Talent habe, sondern weil ich diszipliniert an mir gearbeitet habe.
Warum ich das alles Schreibe?
Nun, auch jetzt bin ich gerade unendlich stolz auf mich. Weil ich mir wieder einmal bewiesen habe, dass es sich lohnt an sich zu arbeiten.
Seit ich es in den Kinderchor der Schule geschafft hatte, war Singen meine Art von Ausdruck. Ich textete schon früh Popsongs auf Deutsch um und lernte Lieder auswendig. Ich sang im Kinderkirchenchor.
Dann war eine lange Zeit Pause, bis ich Sascha kennenlernte. Natürlich begleitete mich Musik weiter, aber ich war nicht sehr aktiv. Aber mit Sascha kam die Lust auf das Singen wieder.
Und irgendwann traute ich mich sogar, Gesangsunterricht zu nehmen. Ich war sicher noch immer keine große Leuchte im Gesang. Aber ich kann sagen, dass ich viele Fortschritte gemacht habe.
Der letzte sehr offensichtliche Fortschritt kam jetzt am Wochenende im Chor. „Bohemian Rapsody“ ist eine Hausnummer. Vor allem für einen kleinen Mezzosopran für mich. Aber ich wusste: Ich will diese hohe Stelle, dieses hohe B versuchen.
Und: Ahhhhhh, es hat geklappt. Ich hab diesesn Ton. Und ich habe auch keine Angst davor. Ich wusste tief in mir, dass ich ihn nach langem Üben kann. Weil ich nicht nur an meiner Bruststimme gearbeitet habe, sondern dank dem Chor auch in meine Höhen gehe und diese erweitere.
Ich bin vielleicht keine begnadete Sängerin, aber ich weiß, dass ich alles erreichen kann, wenn ich das will.
Mir hängt noch immer ein Satz nach, den ich mal gehört habe.
„Lass das besser, das Lied ist zu schwer, das kann keiner singen!“
Dabei ging es um „Defying Gravity“ aus Wicked.
An dem Lied ackere ich jetzt schon sicher 4 oder 5 Jahre. Und ja, ich habe Ehrgeiz und ich gebe nicht auf. Und ich habe das Gefühl, mit jedem Versuch werde ich ein wenig besser.
Es ist wie mit dem hohen B. Ich weiß, dass da in mir steckt. Ich muss es nur zulassen und herauslassen.
Ich werde weiter an mir arbeiten… und vielleicht bin ich dann bald schon über dem hohen B!