9. Drehung
Neben diesem Blog betreibe ich ja noch meinen Leseblog. Ich lese und rezensiere Bücher.
Ich bin da in einen Zirkus hineingeraten, den ich erst mit der Zeit begriffen und durchschaut habe. Es war ein wenig wie in der Mafia. (Ich pauschalisiere das hier zwar, aber es sind natürlich auch korrekte Autoren dabei.)
Mafia mag vielleicht hart erscheinen, wurde mir auch öffentlich schon so gesagt, dass das ja wohl nicht richtig sei. Aber die Methoden erinnern stark an Mafia.
Ein Autor schreibt dich an, hier das Buch habe ich geschrieben, hier ich schick dir das, hier haste noch Tee, Schokolade und nen Lesezeichen. Dafür bewerte mich aber gut. Wenn es aber nicht gut ist, sag mir das vorher, dann bekommen wir eine Lösung hin.
Ganz zu Anfang, als ich mit dem Blog gestartet bin, habe ich ein Buch mit nur drei Sternchen bewertet. War halt nicht meins. Da hat mir die Autorin doch glatt an den Kopf geknallt, ich hätte es ja nicht verstanden, ich solle es doch noch einmal richtig lesen.
Bitte was? Sie gibt mir ihr Buch, hier rezensiere. Und das tu ich. Für mich, wie ich es beim Lesen empfunden habe. Als Leserin. Und dann wird rumgebratzt. Sorry. Dafür ist mir mein Blog Seite101 doch zu wichtig.
Mein Blog soll kritisch und objektiv bleiben. Eine Stammleserin auf meinem Blog hat Bücher mit guten Freunden verglichen. Richtig. So sehe ich das auch. Ich möchte stöbern gehen und mir meine Freunde selbst aussuchen, weil ich Lust auf sie habe. Und ich möchte meinen Freunden dann auch ohne Scheu die Meinung sagen können.
Natürlich habe ich gerne Lesestoff für umsonst genommen. Wer spart nicht gerne Geld? Aber das Lesen war nicht mehr dasselbe für mich. Ich habe immer den Erwartungsdruck der Autoren gespürt. Wann hat sie es gelesen, wie findet sie es, wehe sie bewertet schlecht. Wörter wie Rache- oder Gefälligkeitsrezis fielen in Gesprächen. Und das ganze artet bei den Bloggern in einer Art Wettbewerb aus.
Wer hat mehr Rezi-Exemplare, wer hat welchen Verlag hinter sich. Ich könnte Kotzen. Ums Lesen ging es nicht mehr, nicht darum Abenteuer zu erleben. Lesen wurde zum Kommerz. Und dafür mache ich das ich. Ich mache das aus Lust am Lesen.
Deswegen will ich keine Rezensionsexemplare mehr haben. Ich will mir meine Freunde wieder selbst aussuchen und selbst eintscheiden, wer es wert ist, in meinem Herz zu landen.