Facebook und der Umgang mit den sozialen Netzwerken war ja schon häufiger ein Thema auf meinem Blog. Ich weiß nicht, ob es daran liegt, das ich etwas älter bin als mein Freundeskreis, oder das ich einfach schon immer einen sehr verqueren Blick auf manche Dinge hatte. Aber mir ist das alles echt ein Dorn im Auge.
Facebook und alles vergleichbare wird zum zentralen Mittelpunkt, hilft bei Entscheidungen und gibt die Möglichkeit der Selbstinsinierung. Und dir wird dann gesagt, was du wert bist. Viele mögen deine Beiträge? Hey, dann bist du beliebt. Das Image, was du dir aufgebaut hast, kommt an. Du bekommst Kommentare? Super. Deine Freundesliste legt wert auf dich.
Freunde? Freundesliste. Das war vielleicht mal ganz zu Anfang so. Früher war Facebook dafür da, dass man untereinander in Kontakt blieb, auf dem Campus, in Amerika. Informationsaustausch.
Mit der Zeit ist es jedoch verkommen. Eine Art moderner Strich. Jeder kann sich einen Account machen. Mit der kompletten Welt befreundet sein und sich zur Schau stellen. Ich sag nicht, dass das alle sind. Aber mal unter uns. Wozu nutzen wir Facebook? Um Freundschaften zu pflegen? Wohl kaum. Dazu gibt es durchaus eine intimeren Rahmen, wie telefonieren, eine SMS oder ganz modern und abgespacet WhatsApp.
Vielmehr ist es doch so, dass wir auf Facebook zeigen, was wir haben, was wir können, was andere bitte bewundern sollen an uns. Es ist nichts weiter als das schwarze Brett, nur ohne was zum Verkauf anzubieten. Hier, das habe ich gegessen, hier bin ich im Urlaub, das ist mein Pool. Früher wurden Fotos und Visitenkarten gezückt, heute geht es schneller und zentraler über Facebook. Und das schürt Neid, macht, auch wenn man es nicht beabsichtigt, Konkurrenz. Hier, der hat das und das gemacht, das darf ich jetzt nicht mehr, ich will das ja nicht nachmachen. Ui, die hat sich das Kleid gekauft, neeee, dann lass ich es lieber hängen, auch wenn ich es mag. Als würde Facebook Darfscheine verteilen. Und nur weil es einer macht, Erfolg hat, gemocht wird, will man es nicht nachahmen. Blödsinn. Wenn ich was gerne mach und da Liebe reinstecke, ist es doch egal, ob es schon andere Frozen gesungen, wenn ich es zum 10000 Mal mache, weil ich es für richtig halt und ich es mag, dann ist es auch richtig. Solange ich mich damit wohlfühle. Die Schuhe hat meine Bekannte schon? Na und, das passiert, oder hat sie ein Exklusivrecht drauf? Jeder darf sich verwirklichen. Und wenn Erwartungen nicht erfüllt werden? Ja und, just in dem Moment, als ich sang, als ich spielte, als ich kaufte, war der Moment für mich perfekt. Das muss ich Facebook nicht fragen, was sie halten.
Klar freue ich mich über Feedback, aber ist es das, worauf es ankommt, wenn ich was mag?
Doch was passiert nun, wenn es keiner mag, keiner liked, niemand was schreibt. Bin ich deswegen unbeliebter???? Sicher nicht. Denn alle sind auf Facebook um mit ihrem Geschriebenen und ihren Fotos ein wenig Aufmerksamkeit zu bekommen. Alle.Und da geht dann immer was unter, und eigentlich interessiert es keinen, was ich poste, denn alle anderen wollen ja ebenfalls zeigen was los ist. Wie geil und einzigartig sie sind. Wie reich, wie besonders, wie süß, wie beliebt. Klar, das tut der Seele ja auch gut. Aber es gehen Dinge unter, weil jeder nach Aufmerksamkeit für sich schreit, aber nur Wenige Aufmerksamkeit geben wollen. Oft bleibt man halt auf der Strecke. Oft ist man für diese Massen zu leise. Will man mehr Aufmerksamkeit, gibt es nur eins. Bezahlen, das bietet Facebook an. Aber ist es dann noch ehrlich?
Hallo was esse ich zum Abendbrot? Ich habe Bauchschmerzen, mein Nagellack bröckelt, liege krank im Bett, hab ein Kleid gekauft. Warum muss ich das allen Menschen erzählen, auch wildfremden? Was ist daran ein Großereignis? Warum kann ich nicht selbst entscheiden was ich esse. Kühlschrank auf und fertig. Warum Facebook? Warum macht man sich davon so abhängig? Warum muss Facebook mir sagen wie es mir geht? Und warum mache ich was von Likes und Kommis abhängig, ob ich was tun darf, soll. Ob ich wichtig bin in der Gesellschaft? Wenn ich denke, dass das, was ich tu und wer ich bin, mich glücklich macht, dann juckt es mich nicht, ob andere das befürworten.
Und 1000 Likes? Ui, toll, auf einen Button gedrückt. Nicht mal eine Sekunden. Im Vorbeigehen. Vielleicht sogar ohne darüber nachzudenken. Ehrliche Meinung? Feedback? Mir ist Feedback und Anerkennung wichtiger, wenn sie mir direkt gesagt wird, und wenn es nur auf elektronischem Wege ist, denn dann weiß ich aber, man hat sich mit meinen Sachen auseinandergesetzt. Das kann Facebook mir nicht geben. Facebook weiß nicht wer ich bin, denn da filter ich, was ich schreibe und was ich preisgebe. Die Leute bekommen nur das von mir mit, was sie sehen sollen. Ich kann mich da geben, wie ich es für richtig halte. Aber alle Facetten kennen sie nie. Ich kenn die, die Hello Kitty mag, den Bücherwurm, den Schauspieler, den Gamer, den Cosplayer. Da mag einer Rockmusik, der andere hat nen Hund. Aber was macht die Menschen noch aus… Das müsste man erfragen. Tut man es? Macht ihr das. Wer ist der Gamer auf eurer Freundesliste? Hat der auch noch andere Interessen? Da wird es sicher schwierig.
Und was will ich mit über hundert Freunden, die nur Masse sind? Braucht keiner. Und das ich Blähungen habe muss ich auch nicht der Welt nich kundtun. Oder habt ihr vor Facebook das Fenster aufgemacht und in die Welt gebrüllt: Hallo, was soll ich heute essen?
Raus aus Facebook, ist doch alles scheisse? Nein, sicher nicht, aber reflektierter damit umgehen und sich nicht davon diktieren lassen, wie man zu sein hat und wie es einem gehen soll. Werte und Anerkennung bekommt man im realen Leben. Das kann keine Community der Welt ersetzen!
Also, raus und weg von den Tasten und seid die, die ihr seid, im wahren Leben. Nur darauf kommt es an. Denn dort könnt ihr den Rockmusik liebenden, Hundebesitzer treffen, der auch ein Gamer ist und Nudeln mag.