35. Drehung

Zwei Jahre bin ich nun schon krank, nicht fit für die Arbeitswelt. Ich hadere immer noch sehr mit mir, aber mittlerweile habe ich Strategien entwickelt, damit die Zeit, in der ich alleine bin, nicht allzu lang wird.

Dazu gehört natürlich lesen und stricken und in jedem Fall einen geregelt Tagesrhythmus zu haben. Sieben Uhr frühstücken, 12:30 Uhr Mittagessen, nachmittags einen Sparziergang mit dem Hund, um 16 Uhr, nach Shopping Queen. Die Zeiten dazwischen gestalte ich nach Befinden. Meistens läuft dabei der Fernseher. Und da hat sich in den 2 Jahren einiges getan.

Ich stand ja voll auf dieses RTL Niveau. Frauentausch und all diese nicht sehr hellen Realserien. Hauptsache einfache Berieselung. Leichte Kost.

In den vergangenen Wochen merkte ich jedoch sehr stark, dass mein Gehirn schrumpfte, vor allem nach 2 Wochen Dschungelcamp. Wortfindungsstörungen, Dummheit und Müdigkeit sind da nur die Spitze des Eisbergs. Ich bin jetzt echt beim ZDF und arte gelandet. Und ich erkenne mich selbst nicht mehr. Seriös, aber sehr unterhaltsam bekomme ich das aktuelle Geschehen endlich wieder mit. Nicht nur aus der Zeitung. Und es tut mir so gut, die große weite Welt mal in einem anderen Licht zu sehen. Während die nicht öffentlich rechtlichen reißerische Schlagzeilen verbreiten, machen das diese „alten“ Sender mit mehr Ernst. Nicht das RTL und Konsorten falsche Sachen berichten, aber der Fokus ist irgendwie anders. Da bewegt es sich auf Bildzeitungsniveau.

Ich werde nun wohl doch langsam alt und vielleicht auch weise. Nach meinem ersten Geigenkonzert auf arte, welches ich fantastisch fand, sollte man echt davon ausgehen. Aber ich glaube, soviel Zuckerwatte kann nicht mal ein ernstes Sendeformat aus dem Kopf pusten.

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