Ich weiß nicht, ob ich Weinen oder Lachen soll. Was ist denn nur mit den Ärzten los? Gestern war ich das erste Mal in der Schmerztherapie. Ich bin so geschockt und irritiert.
Dieser Arzt war wieder einer von der Kategorie: Ab in die Schublade der Dicken. Er war aber sehr nett, nur nicht fähig, wenn ich das mal so sagen darf.
Die Anamnese war sehr merkwürdig. Anstatt, dass ich die Geschichte des Rückens mal komplett von vorne bis hinten erzählen durfte, fragte er nur vereinzelte Fragen, so dass ich irgendwie nie Möglichkeit hatte, mal alles in den Zusammenhang zu bringen. Es wurde wieder nur Rücken und nur Bein gesehen. Das sich beides gegenseitig beeinflusst, da kam man gar nicht drauf.
Dann kam wieder die Dickheit. Gene? Nein, die machen sowas nicht. Das wird falsch vorgelebt. Meine Eltern haben das verbockt. Und das käme nur vom Essen und einer falschen Lebensweise. Es kann gar nicht anders sein. Ich sitze und saß auch vorher nur auf dem Sofa und habe gegessen. Und ganz klar ist meine Mutter Dialysepatientin, wegen dem Übergewicht. Ähm? Hallo? Haben sie Ahnung? Schon mal was von Streptokokken und Schrumpfnieren gehört. Aber es ist ja auch einfach, alles auf das Gewicht zu schieben. Klar beeinflusst das meinen Rücken, aber das ich deswegen, vor meinem BSV weniger belastbar war, das weise ich hier strickt zurück. Ich hätte mich ja nie so bewegen können, wie andere und hätte ja nie Ausdauer beim Sport gehabt. Schublade zu, Kari drin. Ist ja auch einfach.
Aber das ärgerte mich alles gar nicht so. Das habe ich in den letzten Wochen ja zu genüge erlebt.
Mich ärgerte viel mehr die Tatsache, dass ich den Arzt wieder auf vorhandene Befunde hinweisen musste. Er betrachtete ein paarmal meine Röntgenbilder, nahm sich auch den Brief dazu und betonte immer wieder, da könne man nicht sehen, warum ich Rückenschmerzen hätte. Da wäre ja alles in bester Ordnung. Irgendwann platzte mir die Hutschnur und ich fragte blöd nach, ob es nicht sein kann, dass dieses Serom, was ja auch ein Abszess sein könnte, vielleicht den Nerv immer mal wieder ärgert. Die Bilder seien ja schon sehr alt und ob da nicht die Wahrscheinlichkeit bestehe, dass das Ding, was immer es auch ist, sich verändert hat, vielleicht größer geworden ist.
Er fand die Passage erst nicht. „Wo steht denn das?“
Ahhhh, da fand er es. Ja das könne sehr wohl sein. Dann müsse auf jeden Fall eine Schmerztherapie stationär her, dann könne man das ja gleich mit untersuchen.
Ich sehe da gar nicht den Sinn drin. Jetzt muss ich noch Wochen warten, bis man das untersucht. Wieder warten. Kann man so ein blödes MRT Bild nicht sofort machen? Und warum stationär? Ich könne da ja so viel Sport machen. Das mache ich doch schon, seit einem Jahr. Aber rein schmerztechnisch hat sich nichts verändert.
Ich habe jetzt nicht mal Schmerzmittel bekommen. Nur die Aussage, dass meine Zähne ja schön seien, das war positiv.
Und die Weisheit: Es ist normal, das sich die Patienten um alles selber kümmern müssen, Ärzte können ja auch nicht an alles denken. Er spulte einfach nur seinen Text herunter, den er bei allen Patienten abspult, sah mich aber als Patientin nicht. Nicht individuell. Nicht geschaut, was hat die Patientin denn schon gemacht, wo kann ich sie als Arzt abholen. Was ist nur los?
Schema F, wer nicht in Schema F passt, der wird reingedrückt oder fällt eben aus dem Behandlungsraster. Pech gehabt, wenn du schwierig bist. Dann musst du sehen wo du bleibst.
Aber ich glaube nicht, dass es meine Aufgabe als Patientin ist, die Ärzte auf bestehende Befunde hinzuweisen…. Das geht dann doch zu weit.
Wie Sascha es fordert, so will ich das auch: Alle fünf Jahre ein TÜV für Ärzte, damit sich Standards nicht einschleichen und man mal über seinen Tellerrand schaut.