Die Reise ging weiter. Abraham und der kleine Stern wurden sehr gute Freunde. Der kleine Stern hatte zwar gehofft, dass vielleicht Abraham sein Grund wäre, warum er jeden Abend wieder am Himmel leuchten sollte, aber das war nicht so. Der kleine Stern wusste zwar nicht, wie er das merken sollte, wenn sein Sinn denn dann endlich da wäre, doch er fühlte sich eben wie immer. Nicht besonders, nicht strahlender als sonst. Es war noch nicht die Antwort, die er suchte. Dennoch genoss der kleine Stern Abrahams Gesellschaft. Sie spielten am Tag, während sie weiter Richtung Bethlehem zogen, sie erzählten sich abends am Lagerfeuer Geschichten und nachts kuschelte sich Abraham an den kleinen Stern.
Manchmal passten Abraham und der kleine Stern auch auf Johannes auf. Wenn die Mama kochte oder die Zelte wieder abgebaut wurden. Der kleine Stern fühlte sich pudelwohl und eigentlich hätte für ihn ja so weitergehen können. Doch eines Nachts sprach der alte, weise Stern zu ihm im Traum.
„Kleiner Stern, wie geht es dir!“
„Mir geht es gut. Ich habe einen lieben Freund gefunden. Und ich habe Johannes wiedergesehen. Wusstest du, dass er nun ein Mensch ist, ein kleines Baby!“
„Natürlich wusste ich das. Die Geschichte haben wir euch doch erzählt. Aber ich weiß ja, wie das mit euch jungen Sternen ist. Nur Flausen im Kopf.“
„Ich habe eine Frage, weiser Stern.“
„Frag!“
„Woher weiß ich, wenn ich meinen Sinn gefunden habe?“
„Du wirst es wissen, wenn du vor Glück fliegen möchtest, wenn du alle Fragen einfach beiseiteschieben kannst und du nur noch ans Strahlen denken musst. Dann hast du deinen Sinn gefunden.“
„Kann mein Sinn auch sein, dass ich einfach hier als Stern bei Abraham bleibe?“
Eigentlich kannte der kleine Stern die Antwort bereits, aber dieses Mal wollte er einfach die Chance nutzen, um mehr Wissen auf seinen weiteren Weg mitzubekommen.
„Nein, als Stern darfst du nicht auf dieser Erde bleiben. Du musst dich entscheiden. Entweder als Stern hier bei uns am Himmel. Oder du verlässt den Himmel und wirst ein Mensch, wie Johannes das gemacht hat. Dann allerdings vergisst du, dass du mal ein Stern warst.“
„Was passiert, wenn ich als Mensch sterbe?“
„Dann, mein kleiner Stern, wirst du wieder ein Stern, kannst aber nie wieder zurück auf die Erde. Aber du wirst immer wissen, dass du mal ein Mensch warst. Und es bringt alles mit sich, was man als Mensch fühlt. Die Menschen, die man liebhatte, die wird man als Stern vermissen. Du musst also mit Bedacht wählen. Was willst du, kleiner Stern?“
„Das weiß ich noch nicht!“
„Du wirst es sicher bald wissen, kleiner Stern.“
Was eine schöne, aber auch traurige Vorstellung, findet ihr nicht auch? Wir waren alle mal Sterne, die sich entschieden haben, auf die Erde zu kommen. Weil unser Sternen-Ich darin einen Sinn gesehen hat. Habt ihr diesen Sinn schon erkannt. Es gibt Menschen, die erkennen ihr sehr schnell. Den Sinn im Leben. Andere brauchen ein ganzes Leben dafür und wissen es erst, wenn sie selbst wieder Sterne sind. Habt ihr auch Sterne da oben, die vorher bei euch waren? Dann schaut jetzt kurz hoch. Denn sie erinnern sich daran, dass sie einmal Menschen waren. Und sie vermissen uns so sehr, wie wir sie vermissen. Was unser kleiner Stern wohl macht. Das erfahren wir erst im nächsten Türchen.