Was Musik alles kann, darüber habe ich schon oft geschrieben.

Was mir Musik bedeutet, das habe ich auf meinem Blog schon mehr als einmal zum Ausdruck gebracht.

Musik. Sie füllt mich aus, erdet mich, aber macht mich auch unendlich leicht und unbeschwert. In die Musik lege ich alles rein und ich lasse alles raus. Was mit Worten bei mir eben nicht geht, dabei hilft mir die Musik. Durchs Hören, aber vor allem durchs selbst Singen.

Einige sagen, ich kann gar nicht singen, andere mögen was ich tu. Aber es soll heute gar nicht um meine persönliche Leistung gehen.

Heute geht es mit der Musik um meine Oma. Die Musik hat mich gestern Abend gepackt.

Immer, wenn ich kann, dann übe ich. Für den Gesangsunterricht und für den Chor. Ich bin da eben so eine kleine Streberin, die voller Ehrgeiz an die Aufgaben geht. 

Gestern stand der Chor im Fokus. 

Vor zwei Wochen haben wir ein neues Lied versucht. Einen französischen Klassiker. 

„Aux Champs-Élysées“ von Joe Dassin.


Die Melodie macht mir keine Probleme, der Text sitzt auch, na ja, auf deutsch halt. Aber französisch? Kann ich nicht, verstehe ich nicht. Ich wäre aber nicht ich, wenn ich nicht daran arbeiten würde. So läuft nun unsere zauberhafte Chorleiterin Kerstin, die uns mal ne Demo eingesungen hat, auf Dauerschleife und berieselt mich, ich habe den Text aufgescheschrieben, wie ich ihn verstehe.

Dann begann ich mitzusingen. Uff, da brachen Dämme. So ganz unvermittelt, ohne Vorwarnung. Ich musste urplötzlich an meine verstorbene Oma denken. 4,5 Jahre ist es nun her, als sie starb. So wie sie es immer wollte. Kurz nach ihrem Geburtstag, ein Stück Schwarzwälderkirschtorte und dann schlief sie friedlich ein. 

Weinen musste ich nicht, konnte ich nicht. Sie hatte ihr Leben gelebt, es war ihre Zeit zu gehen. Ich war traurig, klar, aber es war nicht schlimm, es war versöhnlich, genau richtig. 

Gestern jedoch, als ich das erste Mal französisch gesungen habe, da war nichts mehr richtig. Da hab ich an meine Oma gedacht und die Trauer überwältigte mich. Denn sie liebte die französische Sprache. Sie selbst sprach und verstand es nicht, aber für meine Oma hatte diese Sprache immer etwas magisches.

„Französisch ist wie eine gesungene Sprache. Wenn die Franzosen reden, dann hört es sich an, als würden sie singen. Ihre ganz eigene Melodie!“

Ja, sie hat recht. Ich mag die Sprache auch. Und ich liebe es, in dieser Sprache zu singen, auch wenn ich kein Wort verstehe.

Wieder einmal hat sich bewiesen, was ich schon immer geglaubt habe und was mir Halt gibt, vor allem in den letzten Monaten. Musik heilt die Seele, Musik erreicht Orte in deinem Körper, und Empfindungen, die gut verborgen lagen. Welche Musik das ist, das ist nicht vorhersehbar. Das Lied aus dem Chor, gesungen von Kerstin und dann mir, damit hab ich nicht gerechnet.

Ich will dieses Lied nun weiter üben. Das mach ich für meine Oma, voller Liebe und in der Hoffnung, dass sie mit ihrer Tochter, meiner Mama, oben im Himmel sitzt und stolz auf mich herunterschaut. Stolz, dass ich meine Träume lebe, egal wohin die mich führen.

Oma? Aux Champs-Élysées ist für dich. Und umarme Mama von mir, auch sie hätte es geliebt… Schade, dass ihr nicht mehr sehen könnt, wie gut mir das Singen tut und was Chorleiterin und Gesangslehrerin mit meiner Stimme machen.

Musik? Damit lösen sich sie Probleme nicht in Luft auf, aber es wird alles einfacher.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Autor

kari@kibo.fm

Verwandte Beiträge

Kampfansage!

Tilda ist nun eingezogen. Es war, zugegeben, die ersten Tage nicht leicht mit ihr. Ich konnte sie nicht akzeptieren. Weil ich ja...

Alles lesen

Es ist wichtig, auch mal was zu riskieren

Der 16. August. Ein schwieriges Datum. Meine Mama hätte da Geburtstag gehabt. Generell ist der August schwierig. So viele Dinge wären im...

Alles lesen

Musik

Auf der Suche nach einem Sinn. Und eine liebe Freundin sagte mir etwas, was ich ihr selbst mal gesagt habe. Dass nicht...

Alles lesen

Lieberation

Akzeptanz… Wie akzeptiert man etwas? Wie soll ich was annehmen, was so schrecklich ist. Ich kann akzeptieren, das weiß ich ich. Ich...

Alles lesen

Wenn von den Zielen nicht mehr viel übrig bleibt

Zeit für ein paar Sonntagsgedanken. Die Woche war ereignisreich. Ich bin seit langer Zeit mal wieder Auto gefahren. Ich wollte wissen, ob...

Alles lesen

Was über Mindset, Achtsamkeit und Bodypositivity

Hallo in die Welt! Da bin ich dann wohl wieder. Ich habe etwas gebraucht. Es mussten Dinge durchlebt werden. Ich fasse kurz...

Alles lesen