Ich such nach Stimme für den Poerty-Slam. Dieser Text ist diesmal ganz anders. Er wirkt aber, und noch besser, wenn ich ihn theatralisch vortrage! Ob ich den ernst meine? Hallo!? Es geht um Leben und Tod, um Liebe und Leidenschaft! Wie könnte ich da scherzen?
Fast eine Liebesgeschichte – aber eben nur fast
Ein romantisches Gedicht einer Liebe, die nie eine Chance haben wird
Beide,
er und sie, haben eine Verabredung zum Dinner
es ist ihr erstes Date,
ein blindes,
Sie ist nervös und kann es kaum erwarten,
es wird schon immer schlimmer,
er ist noch in seinem Becher, wartend,
gemeinsam mit seinem Kumpel,
der ihm stets zur Seite steht.
Er hat sich in einen leichten,
exklusiven, einmaligen Mantel gepackt,
und weil der zu groß ist,
gemeinsam mit seinem Freund.
Nein, jetzt nicht rausgehen und denken: Oh wei,
nicht schon wieder shonen Ai,
Der Freund ist wirklich nur der beste Kumpel,
der ihm immer die Stange hält,
wenn die Welt in Stücke fällt.
Und so teilt man sich auch das kleine Weiße,
gemeinsam sind sie eingepackt,
Alleine hat er nämlich Angst,
Männer eben
aber bevor „Mann“ es bei ihr verkackt!
Vielleicht ist sie ja auch bereit,
wer weiß, man liest ja viel,
dass „Mann“ sich ihre Vorzüge teilt,
das wäre doch ein lustiges Spiel.
Da stehen sie also, die Männer,
wartend, fest stehend in ihrem Becher,
eines, dass sollte ich erwähnen,
eines sind sie auf keinen Fall,
die größten Stecher.
Dafür sind sie einfach nicht gemacht,
für zärtliche Umarmungen sind sie schon eher zu haben,
wer hätte das nur gedacht?
Er will finden seine große Liebe,
auf den ersten Blick,
deswegen klopft sein Herz ganz laut,
der Kumpel kann es hören,
ganz verzückt.
Sie bereitet sich lange vor zu diesem Dinner,
sie ist nervös, und wie erwähnt,
es wird immer schlimmer.
Deswegen macht sie einen Wellnessexkurs,
von feinen Händen lässt sie sich ausgiebig geschmeidig kneten,
in Form bringen, rund und ohne Kanten.
Er soll auf die Knie fallen, wenn er sie sieht,
und vor ihr beten.
Seine Göttin will sie sein,
rundlich, vollmundig, voller Leidenschaft,
das ist der nächtliche Plan.
Sie schmeißt sich in den Ledermantel, ganz adrett.
nichts darunter als ihre weiche, weiße zartkörnige Haut,
und ihr Herz ist geschmeidig wie ein Fisch,
Sie schaut in den matten Spiegel,
von sich selbst ganz angetan.
Ihre Reise im weißen, offenen Cabriolet
dauert gar nicht lange,
die nächste Ausfahrt fährt sie raus.
Auf einem rot ausgelegten, hellerleuchtenden Parkplatz
wartet sie geduldig
bleit einfach sitzen,
steigt nicht aus.
Er macht sich mit seinem Kumpel nun auch auf den Weg,
von Weitem hat er sie schon erspäht,
entspannt mit seinem Freund entblößt er sich vorab
schält sich aus dem gemeinschaftlichen hauchdünnen Nichts,
das hat er sich so sehr ersehnt, er liebt sie, von Herzen, schon jetzt.
Eine nimmer endete Symbiose will er eingehen, mit ihr,
sie gehören zusammen, sofort, auf dem Autositz.
Die Türen des Wagens sind schon auf,
sie wartet voller Ungeduld.
Sein bester Kumpel und er umarmen sie innig,
einer rechts und einer links, mit forderndem Druck
zärtliche Berührungen auf der Haut,
ihr ist es unheimlich und sie schluckt,
mit zweien hat sich nicht gerechnet,
hätte sie es geahnt, sie hätte sich geduckt.
Er empfindet sogleich ein großes, schneidendes Gefühl von Schuld,
er und sie, eine zerstörerische, leidenschaftliche Berührung,
diese währt nur kurz, aber geht sehr tief,
ihre Beziehung, das ahnen beide, ist zu exzessiv
und geht mit klarer Sicherheit schief.
Der beste Kumpel entpuppt sich glatt als Psychopath,
der will sie nicht teilen,
und damit sie keiner hat,
stößt er sie geschwind und flink in den dunklen Schlund
einfach hinein
in die Untiefen des Verderbens und Verdauens des Höhlenmunds.
Ihn und seinen Kumpel zerreißt es gar schier,
sie haben das allerbeste verloren,
übrig bleibt nur das weiße Geschirr.
Von ihrer reinen weißen Haut ist nichts mehr da,
nur ein Krümel des fischigen Herzes, welches mal voller Leben und Liebe war.
Doch was sollen sie weiter wandeln, auf dem dunklen Erdenball,
die eine ist fort,
alles ist dunkel, das komplette Weltenall.
Leben will nun mehr niemand von beiden, einfach keiner
deswegen stürzen sie sich des Lebens müde und traurig in den alles beendigenden Eimer.
Und die Moral von der Geschicht,
ein Happy End, das gibt es nicht.
Wenn Sushi und Stäbchen sich zum Dinner sehen,
werden beide stets von Dannen ins gemeinsame Jenseits gehen.
Im Tode sind sie dann auf ewig vereint,
es ist kein Happy End, aber dennoch schön,
ein Taschentuch, für jeden der weint!