Oh mein Gott, eine Zeitung unter Shitstorm. Bevor ich es hier jetzt lang und breit erkläre, füge ich den Artikel und die Stellungnahme hinzu, damit ihr euch ein eigenes Bild machen könnt.
Ich möchte gar nicht über die Psychologin diskutieren. Auch wenn es unverständlich ist, was sie da dem Vater rät, hat sie wohl doch erstmal überlegt, was ist das Beste für die Kinder, wenn der Vater nicht dazu in der Lage ist, mit seinen Sprösslingen über dieses Thema zu reden. Hätte sie mehr Platz für ihre Kolumne, dann hätte sie ihm wahrscheinlich dringend geraten, seine Kinder darüber kindgerecht aufzuklären. Wenn zwei Menschen sich lieb haben, heiraten sie.
Ich finde diesen ganzen Sachverhalt eher merkwürdig. Und frage mich, ob die Kinder den Onkel nie mit seinem Partner gesehen haben? Obwohl, doch haben sie. Warum ist dann die Heirat so ein Ding? Die mögen sich, also heiraten sie. Wenn es um den Sex gehen würde, und diese Art von Aufklärung, dann dürfte nie ein Kind auf eine Hochzeit, auch auf keine Hetero-Hochzeit. Ehe ist doch kein Synonym für Sex. Nicht die Kinder sind verwirrt, sondern ich. Für Kinder ist alles erstmal normal, es sei denn, da kommt ein nicht liberaler, engstirniger Erwachsener, der ihnen sagt, pfui, das ist nicht normal. Warum sollten zwei Menschen, die sich gern haben, nicht heiraten und zueinander Ja sagen.
Religion, Glaube und Weltanschauung lass ich jedem, aber auch diese sollten zumindest liberal sein. Alle die sagen, ja aber….. Gott will, Erziehung hat oder ähnliches, müssen das ja nicht toll finden oder unterstützen. Aber akzeptieren und respektieren. Respekt und Akzeptanz sollte in jeder Weltanschauung und in jeder Art von Glaube eine Rolle spielen.
Ich denke da besonders an Kinder von rassistischen Eltern. Die Kinder haben keine Probleme damit, mit Kindern zu spielen, die eine andere Hautfarbe haben. Nur wenn die Eltern sich einmischen, wirds kritisch. Kindererziehung bedeutet schließlich, Werte zu vermitteln. Tja, und wenn man als Eltern schon verkorkste Werte hat….das arme Kind, kann ich da nur sagen. Aber ich schweife mal wieder ab.
Hallo, lieber Vater, vor was hast du Angst? Dass Homosexualität ansteckend ist? Gut, es gibt immernoch Menschen, die glauben, man könne sowas mit Globuli heilen. Warte, meine beste Freundin ist mit einer Frau verheiratet. Und ich? Ich nicht. Ist das zu fassen? Ich bin immer noch hetero. Es färbt nicht ab!
Aber jetzt mal ehrlich, warum hat man davor Angst, warum Berührungsängste, in einem aufgeklärten Zeitalter? Zumindest denke ich doch, dass es ein aufgeklärtes Zeitalter ist. Ich meine, was ist heute so alles in den Bestsellerlisten vertreten? Charlotte Roche mit irgendwelchen Büchern über weibliche Selbstbefriedigung, 50 Shades of Grey und sonstigen SM-Schmökern. Ja, aber das will ja keiner gekauft haben, ist klar.
Wir fliegen ins All, lassen zu, das Vampire glitzern, können mit unseren Handys ins WWW, spielen 3 D Spiele, können uns mit chemischen und nuklearen Waffen sofort killen. Der „Russe“, der vor einigen Jahrzehnten noch als Todfeind galt, macht heute fröhlich Werbung für die Milchschnitte (ja, okay das sind Ukrainer, aber damals war das halt „der Russe“). Wir haben den Mauerfall bewirkt, haben uns für ein freies Europa entschieden, haben der PEGIDA getrotzt!
Aber vor der Liebe zwischen zwei Menschen, was ganz normales, davor haben wir Angst. Liebe, Anziehungskraft gibt es in jeder Form, auch bei Tieren, das hat die Natur so eingerichtet, hat was mit Chemie zu tun. Ist kein Hexenwerk, sondern für alle Mathematiker, Chemiker und Biologen sehr rational erklärbar. Und irgendwie auch possierlich. Oder nicht? Zwei schwule Pinguine. Das ist doch possierlich, oder? Wie der Vater das wohl den Kindern erklärt. Wie soll man denn begreiflich machen, die Pinguine sind nicht normal… würden die Pinguine das auch verstehen. Was ist das für die Kinder? Richtig, zwei Pinguine, die sich lieb haben, mehr nicht. Wertneutral!
Aber wehe es geht um zwei schwule Menschen!
Ich hätte ja mal die Töchter gefragt, was sie denn wollen. Die wussten das sicher schon, denn Kinder sind einfach klüger.
Das Westfalenblatt hat natürlich nun einen ordentlichen Shitstorm deswegen abbekommen. Ob gerechtfertigt oder nicht, das lasse ich mal dahingestellt. Immerhin hat die Kolumnistin nur ihre Meinung geteilt, das muss ja nicht notwendigerweise meine Meinung sein.
Aber dann haben sie was getan, wo ich mir an den Kopf packe. Eine Stellungnahme, gegen die ja erstmal nichts einzuwenden ist. Aber ich bin mir nicht sicher, was sie damit erreichen wollten. Die haben damit nichts besser gemacht.
Homosexuelle Paare haben Schwierigkeiten eine ordentliche Feier zu planen. Was? Und warum? Begründung? Das macht den Artikel eurer Diplompsychologin nicht besser, sondern unterstreicht die Weltanschauung eurer Mitarbeiter. Es soll nicht der Eindruck entstehen, wir wollen Kinder von Homosexuellen fernhalten? Ähm, nein…. Diese Stellungnahme ist eigentlich ein Schlag ins Gesicht und ihr, liebes Westfalenblatt haltet eure Leser echt für hohl.
Irgendwann, liebe Redakteure, hattet aber anscheinend auch ihr genug. Ihr habt das Thema in bester Pofalla-Manier für beendet erklärt, indem ihr kurzerhand eure Kolumnistin gefeuert habt. Nur den Redakteur, der für diese hirnlose Stellungnahme verantwortlich ist, den habt ihr in eurem Rundumschlag vergessen.
„Er war fälschlicherweise mit der Redaktionsleitung nicht abgestimmt[…]“
Leute, ihr habt anscheinend noch ganz andere Probleme! Ihr sollte den Chefredakteur gleich mit feuern!
Ich würde sagen, verkackt, ihr demonstriert mir das, was ich für meinen Teil schon immer gedacht habe bei eurer Zeitung. Back to the Steinzeit, und selbst da gab es schon gleichgeschlechtliche Liebe, die Menschen hatten vor sowas keine Angst, da ging es nämlich um Triebe.
Wikipedia gibt mir ja sogar recht: „Das Westfalen-Blatt gilt als eher bürgerlich-konservativ geprägt.“
Aber nen ePaper anbieten… total konservativ. Und kommt mir jetzt nicht mit Stromberg. „Man muss mit der Zeit gehen, sonst muss man mit der Zeit gehen.“ Denn dann wäre dieser peinliche Zwischenfall (der es übrigens auch auf Wikipedia geschafft hat!) gar nicht erst passiert.