31. Drehung
Immer auf Achse, immer unter Strom. Immer das Beste geben, keine Zeit verschwenden!
Unsere Welt ist schnell geworden und immer wieder erlebe ich es in meinem Umfeld, das nichts mehr aus Spaß an der Freud gemacht wird. Bist du nicht Up to Date, brauchst du es erst gar nicht tun. Erreichst du niemanden, ist es verschwendete Zeit. Bekommst du kein Geld, hast du keine Vorteile, dann ist es nichts wert.
Ich spreche hier jetzt nicht vom Beruf, sondern von den Dingen, die uns ausgleichen sollen. Die man nur aus Spaß macht. Aber diese Dinge scheint es nicht mehr oft zu geben! Alles was man macht geht gleich in einen Wettbewerb und auch im Hobby gibt es Leistungsdruck und Konkurrenzdenken.
Gitarre spielen mit Freunden? Nein, ein YouTube Channel muss her, wenn sich keiner daran ergötzt, zählt es nicht. Klicks, likes, das ist, was zählt. Singen auch. Nur wer Fans hat, ist Musiker, hast du keinen Channel, darfst du dich nicht Musiker schimpfen. Egal wie gut du bist. Ohne die Klicks geht gar nichts! Und ohne Klicks will auch keiner mehr was tun, denn dann wird man doof angesehen.
Fotografie! Um das Hobby ausüben zu dürfen, so ganz offiziell brauchst du ne komplette Ausrüstung. Klar kannst du auch mit so ner nuppigen Minikamera knipsen, aber dann wirst du belächelt. Solange du nicht die teuerste, beste Ausrüstung hast, zählt es nicht als Hobby!
Selbst beim Lesen. Es geht nicht mehr ums Lesen. Auch hier treten wir in den Wettbewerb. SUB nennt sich das. Stapel ungelesener Bücher! Wir messen am Stapel ungelesener Bücher unseren Leserwert und Erfolg. Je größer, desto besser. Ob wir die irgendwann lesen? Egal! Hauptsache haben und prahlen: ich hab eine komplette Bibliothek zu Hause.
Dieses Thema erlebe ich nicht allein. Auch meine Freundin Sanny erlebt das in ihrem Freundeskreis. Mangazeichner. Früher war zeichnen ein Ausgleich. Man machte es für sich. Klar, fühlte man sich gut, wenn man gelobt wurde, aber in erster Linie zeichnete man um des Zeichnens Willen.
Heutzutage ist das anders. In allen Bereichen . (Klar, es gibt Ausnahmen.)
Wenn du mit deinem Hobby keinen Erfolg hast, ist es verschwendete Zeit! Warum sollte man auch was machen, nur damit es uns gut geht? Es zählt immer das, was andere denken. Total bekloppt.
Kein Wunder, dass es so viele Burn outs und andere psychologische Erkrankungen gibt. Wir können es doch nie anderen recht machen, weil es immer Menschen geben wird, die ähnliche Dinge gut finden und gut machen. Wir wünschen uns individuell zu sein, bewegen uns aber immer zwischen Gleichgesinnten. Anstatt uns jedoch zusammen zu tun und uns gemeinsam an diesen tollen Nebensächlichkeiten freuen, treten wir immer in den Konkurrenzkampf und messen uns, bis einer verliert und aufgibt. Sein Hobby aufgibt, was er eigentlich gerne macht.
Ich kann keinem reinreden. Das muss jeder für sich selbst wissen, ob man was aufgibt, was man gerne macht, weil es keinen Erfolg oder Sinn hat.
Ich hab für mich entschieden, und dieser Blog ist ein Beweis. Wenn mich etwas erfüllt und mir gut tut, dann ist das mir Erfolg genug. Denn in erster Linie muss es mir gutgehen.
Es gibt sicher bessere Blogger, bessere Fotografen, bessere Sänger. Aber mich in meinen Talenten in dieser Kombination gibt es nur einmal!!! Und da bin ich konkurrenzlos!
Ich habe das mit dem Konkurenzkampf auch schon oft erlebt. Manchmal ertappe ich mich selber, wie ich das auch mache, wobei ich mein Hobby sehr gerne als Ausgleich zur Arbeit oder sonstigem mache.
Ich hatte damals mit dem Sammeln von japanischen Musikvideos angefangen. Völlig unbekannt auf diesem Gebiet, habe ich mir Wissen über Sänger/Bands angeeignet und freue mich über jedes Video und jedem TV-Special was ich bekomme.
Man möchte sich verbessern und noch mehr in das Gebiet eintauchen, das ist klar und verständlich. Später hab ich angefangen anderen davon zu erzählen und diese zu zeigen. Ich hatte auf verschiedenen Fantreffens immer ein paar Stunden Zeit diese auf dem Beamer zu zeigen. Woah war ich geflasht als sich das welche angeguckt haben.
Ich wollte mit den PVs (Promotinal Video) völlig rausstechen aus der breiten Masse der Anime-Gucker und bin glücklich darüber das ich das gemacht habe. Doch leider verspüre ich selber, wie gesagt, dass ich auch nicht davon frei bin an einem Konkurenzkampf zu denken, wenn andere danach fragen, wo ich das runtergeladen habe. Da möchte ich selber sehr ungerne Infos geben, da das ja „in“ kommen könnte und es irgendwann jeder tut.
Einem uns bekannten Redakteur (wir kennen ihn beide von einem Online-Radio :D) hatte mich dies ebenfalls gefragt. Da habe ich selber auch geblockt und gesagt „Nein, sag ich nicht“. Nach einiger Zeit habe ich ihm doch meine Infoseiten gegeben und nun unterstützen wir uns beide gegenseitig. Wenn er was hat was ich nicht habe, schickt er es mir bzw. andersrum. Ohne Konkurrenzkampf oder sonstwas und ich bin glücklich darüber.
Warum kann man sich ganz ohne diesen Hintergedanken „Der andere kann besser sein als ich, das will ich nicht!!!“ aus dem Kopf wischen und sagen: „Komm, wir unterstüzen uns!“? Wahrscheinlich liegt das wohl wirklich an das Egoistische in uns, der sagt, dass man nur selber der beste von allen ist…
Nun wurde ich leicht abschweifend.. was ich eigentlich sagen wollte, dass ich wohl zu den wenigen Ausnahmen gehöre, die Spaß an dem haben was man macht und es gerne tut und es auch noch einige Zeit lang ausleben möchte.