Dass ich ein kleiner Otaku bin, das weiß man ja mittlerweile auf diesem Blog. Das bin ich auch schon lange. 20 Jahre oder so bestimmt. Wenn man solange mit Cosplay, Anime, Manga und dem ganzen Con-Zirkus zu tun hat, mal mehr mal weniger, dann merkt man natürlich auch Veränderungen innerhalb dieser Szene.

Natürlich wurde es mit den Jahren mehr Menschen, und die Klientel wurde jünger und irgendwann wurde aus einer kleiner Randgruppen eine Kultur innerhalb der Jugend. Es wurde salonfähig. Und somit kam der Kommerz. Klar, je mehr es konsumieren, je größer der Bedarf, desto mehr Menschen kommen, die daraus Profit schlagen wollen. Aus „Just for Fun“ wird das alles nicht mehr gemacht. Ein ganzer Wirtschaftszweig steckt dahinter, der damit Kohle machen will. Und das stößt mir ein wenig auf. Natürlich weiß ich, dass das längst nicht alle sind, aber doch sind es einige die mit negativen Beispiel vorangehen und die kleinen „Neuotakus“ verarschen und ausnehmen. Als Künstler, Zeichner, Showact darfst du nur auf eine Con, wenn du Publikum ziehst. Das ist Wirtschaft, das kann ich durchaus nachvollziehen. Und wenn die Neulinge das durch ihre rosa Brille sehen, und nichts hinterfragen, dann kann ich da auch nichts dagegen tun. Jeder soll da seine eigenen Erfahrungen machen.

Eigentlich würde mich das alles gar nicht so jucken. Wir haben unser kleines Radio, das zwar als Animeradio läuft, dass aber auch was Besonderes ist, gerade weil wir auch immer kritisch hinterfragen und Talksendungen zu brisanten Themen haben und politische Sachen auch nicht ausgeschlossen werden von Stream. Das stört zwar viele Otakus in ihrem Wattewunderland, aber es gibt auch Fans, die das im Zusammenhang sehen und nicht hirnlos Kirschblütenblätter inhalieren und denken, wenn man die erste Liebe trifft, das romantische Musik vom Himmel kommt. Da bleibt man realistisch. Man kann große Kulleraugen und Kindchenschema von der realen Welt unterscheiden. Da weiß man, dass rosa Haare, die zu perfekten Korkenzieherlocken in zwei Schwänzen aufgedreht werden, völlig utopisch sind. Und das ein Mann der bei Sex sabbert übertrieben zynisch dargestellt wird. Wir sind uns bewusst, dass nicht 90 % der Männer schwul sind oder aussehen wie ein kleines Kind, das man einen Lutscher reichen soll. Da gibt es Haare an der Brust und beginnenden Haarausfall am Ansatz. Wir werden halt alle nicht jünger, oder schöner.

Aber viele wollen das genau so sehen. Die möchten das konsumieren. Die Manga-Heiteitei-Welt soll real werden! Auch auf der Bühne. Da geht es nicht nur um Musik oder um Unterhaltung. Da wünscht man sich die Dosis Droge um der bösen realen Welt zu entfiehen. Man will nicht wissen, das Augen in der größe von Frisbees und Schwerter mit 2 Meter Länge völliger Bullshit ist. Auf der Bühne soll es klappen, dass man mit einem Gymnastikband eine Schachfigur fangen kann, Physik wird völlig überbewertet. Ein Sprung und die rosa Wattewunderwelt und alles was auf Cons abgeht, soll bitte genauso sein. Kulleraugen, kawaii, quietschige Kindergartenstimme, und Männer androgyn. Der Mann soll kein Mann sein, der Mann soll süß sein, das man ihm am liebsten in die Wangen kneifen will! Und die Mädels, die auf die Bühne gehen? Ach, solange die mit den Wimpern klimpern, ihre Oberweite passend zum Lied wippt und das Cosplay allen Gesetzen der Natur widerspricht, verzeiht man jeden falschen Ton. Da muss ich mich korrigieren, da sabbern die richtigen Männer dann viellleicht doch. Ich will nicht wissen, wieviele Männer für die Fotoregeln auf Mexx verantwortlich sind.

Ich erlebe das zur Zeit mit Sascha. Der ja schon lange versucht da Fuß zu fassen. Wir wissen alle, das er nicht der nächste Frank Sinatra ist oder ein Andrea Boccelli ist. Aber wir halten fest. Er kann singen, er hat Talent, spielt mehrere Instrumente und hat vor allem Spaß an dem was er tut. Auf normalen Konzerten kommt das auch an. Die letzten Ereignisse und Konzerte haben das bewiesen. Da lächeln die Leute und gehen glücklich in die Nacht, nur weil Sascha in einer Kirche vor 250 Menschen gesungen hat.

Und macht er das auf einer Animebühne? Da wird gelacht. Nicht mit ihm, sondern über ihn. Trotz Cosplay und einer kleinen Spur Talent. Er sieht zu männlich aus, qietscht nicht, wackelt nicht mit dem Busen, ach, und die Wimpern klappern auch nicht im Takt dazu. Warum ich das so hart sage? Was soll ich denn sonst von einem Satz halten, den ich auf Facebook von einem Orga gelesen habe?

„Wir hatten auch schon Leute die singen konnten.“

Häh? Und die anderen, die nicht singen konnten, was hatten die für Talente? Busen? Schwul? Kulleraugen? Pinke Haare? Ich dachte, man achtet drauf, dass man da Leute mit Stimme hinstellt.
Klar wird auch Sascha kritisiert. Das wird wohl jeder, der öffentlich ist. Justin Biber ist das wohl das Paradebeispiel, es gibt keinen, der mehr polarisiert, aber auch keinen, der mehr Erfolg hat.

Diese fadenscheinigen Ausreden, warum man ihn dann nicht auftreten lassen will, da pack ich mir doch an den Kopf. Es mag daran liegen, dass nicht jeder seine Stimme mag, ich mag die Vocalloid Sachen auch nicht.  Aber daran allein liegt es nicht, denn es gab ja auch schon Menschen, laut Aussage dieses Orgas, die nicht singen konnten und auf der Bühne standen. Wenn er doch dann wohl nicht singen kann, er aber doch trotzdem gerne möchte, warum darf er dann nicht? Dann muss es ja doch noch andere Faktoren geben, die ihn nicht qualifizieren.

Das klingt jetzt alles danach, als würde ich Sascha versuchen in Schutz zu nehmen. Das bezwecke ich aber nicht mit diesem Blog.

Ich kritisiere hier offen Orgas und Fans. Wenn ich von einer großen Con höre, wir wollen aber keinen „Neuen“, dann ist das nur Kommerz. Und wenn Fans darüber lachen, dass da einer den Mumm hat, egal wie talentiert, sich dahinzustellen und die Menschen zu unterhalten, dann kommt mir die Galle hoch. Nur weil dieser Mensch so ist, wie er ist. Ein Mensch und keine erfundene Animefigur.

Als Sänger spielst du keine Rolle, als Otaku musst du es. Und wenn du das nicht tust, dann bist du raus aus diesem Zirkus. Nur wenn du die Rolle spielst, dich prostitierst und ohne Fragen alles machst, was die wollen, dann bekommst du auch ein Like für Klobilder auf Facebook.

Die Ansprüche, die die Szene setzt, sind unrealistisch und fast schon so wie ein Anime. Die eierlegende Wollmilchsau im Wattewunderland.

Und wenn du dann noch einigermaßen singen kannst und bereit bist, dich für die Szene zu verbiegen und ein Kunstobjekt zu werden, dann wirst du Otakusuperstar. Ach, aber deine Fans bring am besten gleich von Youtube mit, damit bei uns der Kommerzhimmel voll mit Geigen ist. Und wenn du dann noch funkelnde Kulleraugen hast und hinter dir die Kirschblütenblätter regnen, dann bist du Gott. (Das bist du aber auch, wenn du nicht singen kannst. Hauptsache real gewordenen Animefigur mit Wow-Effekt!)
Das klappt aber nur solange, wie du dir das vordiktieren lässt und wie eine Marionette das machst, was die Mehrheit will. Zeigst du dich als nicht Otaku in deiner realen Person, dann zeigt man mit dem Finger auf dich. Also, bleibt schön die Handpuppe und lasst euch diktieren, was ihr als „Superstar“ machen sollt. Dann hat das rosa Wattewunderland auch immer ein bisschen was in der Klatschpresse.

Die Redaktion möchte an dieser Stelle anmerken, dass dieser Artikel voll von Zynismus und Sarkasmus ist. Jegliche Ähnlichkeit mit real existierenden Personen ist völlig unbeabsichtigt und nicht gewollt.

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