Wenn Menschen nicht der Norm entsprechen – Teil 5!
Wenn du nicht in irgendein Raster passt, bleibt nur eins, cool bleiben. Jede Situation so nehmen wie sie kommt. Denn was die Menschen als nicht „Normkonform“ empfinden, ist manches Mal schon merkwürdig.
Ich kann da mittlerweile ganz gut mit umgehen. Zuerst ärgert es mich, dann muss ich es belächeln. Und spätestens nach einer Stunde kann ich über die Dummheit und Engstirnigkeit der Leute lachen. Es wird sich doch eh immer so gedreht, wie es einem selbst grad passt.
Das sich Leute umdrehen, wenn ich an ihnen vorbeigehe, oder regelrecht mich anstarren, das bin ich gewohnt. Ich lächle zurück, wünsche ihnen meist einen guten Tag und gehe meiner Wege. Oder ich gaffe einfach nur zurück. Ist auch meist sehr wirksam, denn mit keinem von beiden rechnet mein Gegenüber. Ich weiß nur nicht warum. Sehe ich so aus, als könnte ich mich nicht frei artikulieren? Ich bin der deutschen Sprache durchaus mächtig.
Was ich nur schade finde, dass meinem Vater das so sehr stört, was die Leute denken. Gestern waren wir alle Mann, meine Schwester nebst meiner Nichte, mein Papa mit Hund und ich plus Hund sparzieren. Das Wetter lud regelrecht dazu ein. Wie ihr alle aus mehreren Berichten von mir wisst, ist mein Hund Oscar sehr schwierig in der Handhabung. So ein kleiner Jack-Russel-Dackel-Mix hat halt seine Eigenarten. Im Park mussten wir uns erst einmal trennen, so dass ich alleine nachkam, da Oscar sich erst runterfahren musste. Er war gar nicht mehr bei mir sondern fand Ella viel spannender als mich. Klar, die hob ja auch ständig Stöckchen auf.
So blieb ich also zurück und versuchte, wie in der Hundeschule gelernt, mit lockerer Leine zu folgen. Von hinten kam dann irgendwann ein älterer Herr mit langem Rauschebart (ja, ihr dürft euch schon den Weihnachtsmann auf Urlaub vorstellen) im flotten Schritt immer näher. Oscar fand den wohl sehr unheimlich und bedrohlich, so dass er wie ein Berserker bellte. Ich ging mit ihm an den Wegrand und ließ den Mann überholen. Anstatt aber weiterzugehen starrte er über seine Schulter zurück und sagte nur: „Nein, nein.“
Mit diesen Worten schaute er dann wieder nach Vorne und brabbelte weiter. Was es war, konnte ich leider nicht verstehen. Ich weiß auch nicht ob er mit „Nein, nein“ mich oder den immer noch kläffenden Oscar meinte. Freundlich erklärte ich ihm noch hinterher:
„Entschuldigung, dass er bellt, aber er ist leider keine Katze, sonst würde er maunzen!“
Als ich zur Brücke kam, an der wir uns trafen, weil meine Nichte es liebt Steine in den Bach zu werfen, war mein Vater ganz entsetzt. Warum denn Oscar so laut bellen würde. Wir würden überall auffallen.
Ich erwiderte, dass ich doch eh auffallen würde, mit meiner Körperstatur und das Oscar halt ein Hund sei. Für den zahl ich Steuern, trotzdem mach ich die Kacka weg, da darf der auch bellen. Außerdem bin ich Draußen, der werde ich wohl in freier Wildbahn niemanden mit dem Lärm belästigen, Autos fahren doch auch!
Ja, aber die Leute würden ja gucken. Was sollen die denn denken?
Meine Schwester stärkte mir den Rücken. Die Leute würden eh immer schauen, wenn was ist, und dumm Sprüche klopfen. Als Ella das letzte Mal in einer Drogerie gebrüllt hat, da hieß es auch nur, ob das man das Kind denn so schreien lassen müsse. Alle drehten sich zu Nicole um und es wurde getuschelt. Meiner Schwester wurde es zu bunt nach dieser blöden Frage eines älteren Herrn und sagte nur, dass die Kleine halt keinen Knopf zum Ausschalten hätte.
Da könnt ihr mal sehen. Sogar bei schreienden Kindern, die halt mal laut sind, wird sich umgeschaut. Das gehört sich doch nicht. Schreiende, lärmende Kinder, dicke Menschen, bellende Hunde. Wo sollen wir nur enden?
Leute, ganz ehrlich, kehrt vor eurer Haustür! Oder seid ihr alle so perfekt?
Ich bin halt wie ich bin, mein Hund ist keine Katze und Ella hat keinen Knopf zum Ausschalten. Völlig normal und mitten aus dem Leben!